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Lotsen im Funkloch: schlechter Mobilfunk-Empfang auf See
Veröffentlicht am 21.07.2016

Ein Containerschiff gleitet zielstrebig durch die Fluten der Elbe. Oft sind es gleich mehrere Frachter, die möglichst schnell, geordnet und vor allem sicher in den Hafen einlaufen wollen. Befinden sich bereits zu viele Schiffe zeitgleich auf der Elbe, müssen Dutzende andere in der Deutschen Bucht auf Einlass warten. Denn einmal auf dem Weg zum Hamburger Hafen, gibt es kein Wenden und auch kein Überholen mehr. Für Lotsen wie die der Lotsenbrüderschaft Elbe bedeutet das vor allem eines: Stress. Lotsenbrüderschaften sind Zusammenschlüsse der stets freiberuflich arbeitenden Lotsen: Es gibt sieben See-Lotsenbrüderschaften (Emden, Weser I, Weser II/Jade, Elbe, Nord-Ostsee-Kanal I, Nord-Ostsee-Kanal II, Kiel, Lübeck, Flensburg sowie Wismar, Rostock und Stralsund) sowie zwei Hafen-Lotsenbrüderschaften (Bremerhaven und Hamburg).

„Stille Post“ oft einzige Alternative für die Lotsen

Auf ihren Laptops sehen die Lotsen dank mobilen Datenfunks zwar bereits von der Deutschen Bucht aus, wo sich welches Containerschiff gerade befindet, wie hoch der Wasserstand und ob der Weg frei ist. Gibt es etwas abzustimmen, rufen sie beim Hafenbüro an. An Ems-, Weser- und Elbemündung stecken die Lotsen aber mangels Mobilfunk-Empfang regelmäßig im Funkloch. Entlang der Weser gebe es mehrere Mobilfunklöcher, sagt der Chef der Lotsenbrüderschaft Weser 2/Jade in Bremerhaven, Ältermann Jörn Haase. Das gelte auch für den Nord-Ostsee-Kanal, sagt Stefan Borowski von den dortigen Lotsen. Ben Lodemann, Chef der Hamburger Elblotsen, erklärt, dass das Problem in der Deutschen Bucht bei Hochdruckwetter flächendeckend sei – und laut Deutschem Wetterdienst herrscht diese Wetterlage fast vier Monate pro Jahr vor. „Stille Post“ ist oft die einzige Alternative, die den Lotsen dann noch bleibt: Sie funken ihr Stationsschiff an, das ruft bei der Lotsenzentrale an, die wiederum ruft beim Hafenbetriebsbüro an und von dort nimmt die Information den gleichen Weg zurück.

Netzabdeckungsproblem an Weser, Ems und Elbe

Unfälle wegen ausfallenden Mobilfunks sind dem Havariekommando und der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung zwar nicht bekannt. Lodemann erzählt aber vom Zusammenstoß zweier Schiffe 2011 auf dem Nord-Ostsee-Kanal, bei dem die Brücke des einen Schiffes samt Funkanlage abgerissen worden sei. Um Hilfe herbeizurufen, habe die Besatzung habe von Bord und auf den Deich gehen müssen. Damals waren ein Steuermann und ein Lotse ums Leben gekommen. Schlechter Mobilfunk-Empfang auf See – die Probleme bei der Netzabdeckung an Ems, Weser und Elbe sind auch der Telekom bekannt: „Mobilfunk, so wie er heute in Deutschland gebaut wird, kann die großen Entfernungen über Wasserflächen in der Deutschen Bucht nicht bedienen“, sagt eine Sprecherin. Der Grund: Auf der Meeresoberfläche empfingen Endgeräte zu viele starke Signale, teilweise sogar aus Nachbarländern. Eine klare Zuordnung sei vor allem bei Hochdruckwetterlagen aufgrund von Überreichweiten nicht möglich.

Schlechter Mobilfunk-Empfang auf See ist auch Thema beim Hafendialog

Nun plant die Telekom, ein Lotsenschiff mit Messgeräten auszustatten, um die Feldstärken an der Elbmündung zu messen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies will das Thema „Schlechter Mobilfunk-Empfang auf See beim nächsten Hafendialog der deutschen Küstenländer auf die Agenda bringen. Zuletzt waren die für Hafenfragen zuständigen Minister, Senatoren und Staatssekretäre
am 27. Juni 2016 in Wismar zusammengekommen.

 

Quelle: dpa
Foto: © pixabay.com

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