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Hochspannung bei Niedrigwasser vor Norderney
Veröffentlicht am 01.07.2015

„Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“, lautet ein alter Spruch aus der Seefahrt. Viel mehr als eine Handbreit gibt’s allerdings auf dem Weg nach Norderney nicht: Hier ist das Fahrwasser flach und dazu auch noch schmal. Das Niedrigwasser vor Norderney ist zu einer echten Herausforderung für die Schifffahrt geworden.

Immer wieder der gleiche Kurs, Tag für Tag. Erst hin zur Nordseeinsel Norderney und dann wieder zurück. Das muss doch langweilig werden, hier auf der Kommandobrücke der Inselfähre „Frisia IV“? Nicht, wenn man den Worten von Kapitän Thomas Wilke Glauben schenkt: „Jede Fahrt ist anders. Wind, Wellen und Strömung machen sich immer wieder unterschiedlich bemerkbar.“ Wilke steht auf der Brücke und steuert das Schiff – mit zwei, drei Fingern auf einem Knopf entlang einer roten Ideallinie auf seiner elektronischen Seekarte. Dabei muss er aufpassen wie ein Schießhund: Links und rechts von dieser Linie wird es flach, teilweise bleiben nur noch etwa 30 Zentimeter Wasser unter dem Kiel.

Derzeit haben die Fähren bei Niedrigwasser in der Nordsee so gut wie keinen Spielraum nach unten. Sandbänke in großer Anzahl machen den Kurs durch das Fahrwasser im Watt zu einem echten Geduldsspiel. „Das braucht volle Konzentration“, sagt Wilke kurz, während sein Blick hin und her wandert – zwischen den nautischen Geräten vor ihm und dem Brückenfenster voraus: Hochspannung durch Niedrigwasser vor Norderney.

Niedrigwasser: Norderney soll wieder tideunabhängig werden

Zwei Winterstürme und Sturmfluten haben dafür gesorgt, dass das alte Fahrwasser von Norddeich zur Insel weitgehend versandet ist. Nun hofft die Reederei Norden-Frisia, Betreiber der „Frisia IV“, dass demnächst ein Spezialschiff mit dem Ausbaggern beginnt. Dann wäre Schluss mit dem Ärger um Niedrigwasser bei Norderney, dann soll die Insel wieder unabhängig von der Tide aus Richtung Norddeich erreichbar sein. Wichtig ist eine ungehinderte Zufahrt vor allem für die rund 200 Pendler am Tag: Angestellte im Touristikgewerbe, Schüler, Bauarbeiter. Mit rund 2,2 Millionen Passagieren pro Jahr für Norderney und Juist ist Norddeich der zweitgrößte Personenumschlaghafen Deutschlands – nach Puttgarden und noch vor Rostock.

Doch Bagerarbeiten haben eben auch ihren Preis. Eine bestehende Vereinbarung mit dem Bund sorgt dafür, dass die Fahrrinne im Jahr für rund 153 000 Euro ausgebaggert wird. Nach Angaben von Norden-Frisia reichte diese Summe aber in den vergangenen Jahren nicht mehr aus. Die Reederei sah sich gezwungen, in den vergangenen Monaten rund 260 000 Euro zu investieren, um die Verbindung unabhängig vom Wasserstand vor Norderney zu halten – nur teilweise mit Erfolg. Nun soll eine zusätzliche Summe vom Bund in die Instandhaltung fließen. Die Reederei hofft, so eine „Zweischiffigkeit“ zu erreichen; also eine möglichst breite Fahrrinne, in der Schiffe einander gefahrlos passieren können.

Niedrigwasser vor Norderney: Die Kapitäne sind gefordert

Derzeit allerdings sind noch die Kapitäne gefordert und müssen sich gut abstimmen, wenn sich an Engstellen Fähren oder Versorgungsschiffe begegnen. So wie jetzt, als ein Inselversorger und eine weitere Fähre mit Gegenkurs zur „Frisia IV“ in Sicht kommen. Während Steuermann Stephan Ulrichs zum Funkgerät greift und Kontakt hält, verringert Kapitän Wilke die Fahrt und bleibt der Ideallinie treu.

„Alles gut“, sagt Wilke, als die Schiffe vorbei sind. Jetzt kommen die Touristen an der Reihe: Mit einer Lautsprecherdurchsage macht sie der Kapitän auf eine Sandbank aufmerksam. Die hier dösenden Seehunde blicken nur kurz auf, als das große Schiff ganz nah vorbeifährt. Für sie gehört die Fähre zum Alltag. Ebenso wie für die Fähre noch das Niedrigwasser vor Norderney zum Alltag gehört.

Quelle: dpa

Foto: Pixabay

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