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Tiefseeausstellung: Meeresmuseum zeigt Funkeln im Dunkeln
Veröffentlicht am 07.07.2015

Lebensfeindliche Tiefsee? Für den Menschen ja, für die Tierwelt nein. Zudem ruhen im Boden der Tiefsee seltene Metalle. Mit einer Tiefseeausstellung taucht das Meeresmuseum in Stralsund hinab diese zu großen Teilen noch unbekannte Welt.

Kaum zu glauben, aber wahr: Mehr Menschen waren auf dem Mond als am tiefsten Punkt der Weltmeere. Bislang kann die Tiefseeforschung nur drei furchtlose Abenteurer vorweisen, die diesen ungastlichen Ort aus nächster Nähe gesehen haben: 1960 tauchten Jacques Piccard und Donald Walsh mit dem Tiefsee-U-Boot „Trieste I“ 10.916 Meter tief in den Marianengraben im Pazifischen Ozean. 2012 rekonstruierte Hollywood-Regisseur James Cameron („Titanic“) mit dem U-Boot „Deep Sea Challenger“ diese Pionierleistung. „Der Mond gilt als besser erforscht als die Tiefsee“, meint die Stralsunder Meeresbiologin Dorit Liebers-Helbig. Marsmissionen und Raumsonden im All sind für den Menschen nichts Ungewöhnliches mehr. Aber der flächenmäßig größte Lebensraum der Erde, die Tiefsee, bleibt weitgehend „Terra incognita“. Als Tiefsee wird ein Gebiet ungefähr ab einer Wassertiefe von 800 Metern bezeichnet. Dort sorgt die Dunkelheit dafür, dass eine Photosynthese, bei der die Organismen die Energie des Sonnenlichts nutzen, nicht mehr stattfindet.

Tiefseeausstellung in Kooperation mit dem WWF

Nun präsentiert das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund in Zusammenarbeit mit der Naturschutzorganisation WWF eine faszinierende Tiefseeausstellung. Im Rahmen der „Expedition Tiefsee“ stößt das Museum in ungeahnte Tiefen vor: zu Kaltwasserkorallen, bizarren Kreaturen wie dem Höllenvampir, einem Tintenfisch oder der Japanischen Riesenkrabbe (Foto). Zugleich aber will das Jahresthema auf mögliche Bedrohungen aufmerksam machen: durch Bergbau etwa oder bodenberührende Fischerei. Die Meeresböden beherbergen echte Schätze: Erdgas und -öl, Kobaltkrusten und Manganknollen. Der Forschungsbericht „World Ocean Review 3“ etwa zeigt auf, dass in einer Tiefe von über 1.500 Metern 481 größere Öl- und Gasfelder allein zwischen 2007 und 2012 entdeckt wurden.

Für die Hochtechnologie sind Massivsulfide, Kobaltkrusten und Manganknollen äußerst interessant, stecken sie doch voller wirtschaftlich lukrativer Metalle. Zitat aus dem Bericht: „Da viele Metalle heute quasi monopolartig in wenigen Staaten und insbesondere in China abgebaut werden, wollen sich Industrienationen wie Deutschland oder Frankreich, die kaum über eigene Ressourcen verfügen, mit eigenen Claims am Meeresgrund ein Stück weit unabhängiger machen.“ WWF-Experte Stephan Lutter ergänzt, es gehe dabei nicht nur um Chrom, Kobalt und Nickel. Auch Vorkommen von Seltenen Erden wie Yttrium oder Zirkonium werden auf dem Meeresgrund vermutet.

Laut WWF sind die Auswirkungen des Bergbaus in der bis heute fast unberührten Tiefsee schwer abzusehen. So könne die Entnahme von Rohstoffen zu Wassertrübungen und Sedimentbewegungen führen und so das gesamte Lebensraumgefüge empfindlich stören, meint Lutter. Die langen Reproduktionszeiten von Tiefseefischen wie dem Granatbarsch führen dazu, dass diese eine nur geringe Fähigkeit besitzen, selbst kleine Abweichungen zu kompensieren.

Der Abbau in internationalen Gebieten wird von der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) gesteuert und gilt in den meisten Fällen als unwirtschaftlich. Noch. Laut „World Ocean Review 3“ könnten bis 2016 Regeln für den Abbau von Manganknollen vorliegen, erst danach könne der Abbau beginnen. Allein um die pazifische Clarion-Clipperton-Zone – ein Gebiet, so groß wie Europa – nach Manganknollen zu erkunden, wurden bislang zwölf Lizenzen vergeben, auch an Deutschland. Neben der absoluten Finsternis herrschen in der Tiefsee auch enorme Druckverhältnisse – laut Tiefseeausstellungs-Kuratorin Liebers-Helbig seien diese im Marianengraben vergleichbar mit dem Druck eines Sattelschleppers auf einer Briefmarke.

Tiefseeausstellung zeigt Leben in der Finsternis

„Trotzdem ist die Tiefsee keine öde Öde“, sagt Liebers-Helbig. In einem Saal zeigt die Tiefseeausstellung die tierische Vielfalt: Anglerfische mit ihren 160 Arten oder Spinnenfische – beide in Form eines (toten) Originals. Die Exemplare stammen noch von alten Fischereischiffen der DDR, wo sie als Beifang gefischt wurden.

Präparate anderer „Meeresmonstrositäten“ ergänzen das Museum der Tiefsee – darunter exotische Tiefseebewohner wie Schwarzer Drachenfisch, Viperfisch, Pelikanaal und Höllenvampir, die allesamt nur mit raffinierter Anpassung in diesem Lebensraum überleben können. Anglerfische beispielsweise leuchten über Symbiose mit Bakterien, die Chemolumineszenz setzt freiwerdende Energie in Licht um. Die Fische schalten das Licht an oder aus – abhängig davon, ob sie jagen, sich tarnen oder andere erschrecken wollen. „Quasi ein Funkeln im Dunkeln“, schmunzelt die Meeresbiologin Liebers-Helbig.

Das Ozeaneum beschäftigt sich, parallel zur Tiefseeausstellung im Meeresmuseum, mit Kaltwasserkorallen: Es ist den Mitarbeitern des Aquariums gelungen, Tiefsee-Kaltwasserkorallen zu züchten, die den Lebensraum für viele Tiefseefische bilden.

Quelle: dpa

Foto: © Deutsches Meeresmuseum / Johannes-Maria Schlorke

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