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Schifffahrtskrise und kein Ende?
Veröffentlicht am 10.01.2017

Der Schifffahrt geht es so schlecht wie seit 145 Jahren nicht. Zu diesem Urteil kommt Bertram Rickmers von der Rickmers-Gruppe. Der Hamburger Reeder managt um die 120 Containerschiffe, das heißt, er verchartert sie an die großen Linienreedereien wie Maersk und MSC, stattet sie mit Personal aus und ist für den Betrieb verantwortlich. „Eine Krise wie diese gab es in der Schifffahrt zuletzt nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71“, sagt Rickmers. „Nicht nach dem Ersten und nicht nach dem Zweiten Weltkrieg.“ In der Tat hat sich die Krise in der internationalen Handelsschifffahrt, die 2017 ins neunte Jahr geht, noch einmal verschärft. Und das zu einer Zeit, als die deutschen Reeder und Schiffsbanken dachten, es könne nicht mehr schlimmer werden.

Die Probleme sind offensichtlich: Während viele Schiffe ihre Betriebskosten nicht mehr erwirtschaften und nahezu „gratis“ fahren, bekommen Banken keine Zinsen und keine Tilgung für Kredite, die sie vor vielen Jahren vergeben haben. Die Tagescharter für mittelgroße Containerschiffe ist von einstmals 25.000 Dollar auf nunmehr 4000 Dollar gefallen. Mittlerweile werden Schiffe bereits abgewrackt, die keine zehn Jahre alt sind. Der Wert gebrauchter Schiffe beträgt nicht viel mehr als das Schrottgewicht. Und die deutsche Handelsflotte ist um ein Viertel geschrumpft. „Wir zahlen jetzt alle für unsere Fehler in der Vergangenheit – Reeder, Anleger und Banken“, sagt Rickmers mit Blick auf die andauernde Schifffahrtskrise, die viele deutsche Reeder in Existenznot bringt.

Schifffahrtskrise könnte 2020 vorüber sein

Die 364 Reedereien in Deutschland sind fast ausnahmslos Charterreedereien, von denen die Mehrzahl über maximal vier Schiffe verfügt. Eine Flotte von mehr als 50 Einheiten hat nur drei Prozent von ihnen. Im neunten Jahr der Krise geht es vielen kleinen Reedereien finanziell an die Substanz – eine dramatische Lage, wenn finanzielle Reserven ebenso fehlen wie der Zugang zu frischem Kapital. Bei der typischen deutschen Reederei handelt es sich um einen kleinen Familienbetrieb, in dem der Chef gern ein ausgebildeter Kapitän ist und die Buchhaltung von der Ehefrau erledigt wird. Angesichts der sich immer schneller wandelnden Schifffahrtsbranche mit neuen, teils disruptiven Geschäftsmodellen, sind solche Strukturen jedoch alles andere als zeitgemäß und noch weniger zukunftsfähig.

Schifffahrtskrise _Rickers_Symbolbild (c) pixabay.com

Auch für Bertram Rickmers geht es wie für die gesamte Branche erst einmal darum, „lebend“ durch die Krise zu kommen. Um sein Unternehmen frühzeitig auf die neuen Zeiten vorzubereiten, hat er bereits einen dreistelligen Millionenbetrag investiert. „2017 wird noch nicht besser, aber 2018 könnte der Umschwung kommen“, sagt Rickmers zuversichtlich. Beim Blick in eine bessere Zukunft setzt er auch auf die Verschrottungswelle, die spätestens 2020 mit dem Inkrafttreten strengerer Umweltregeln für Schiffe erwartet wird. Bis dahin werde es noch weitere Übernahmen, Pleiten, Fusionen und Allianzen in der Schifffahrt geben.

 

Quelle: dpa
Fotos: © pixabay.com

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