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Logistik 4.0: Analyse zur Zukunft der Seehäfen
Veröffentlicht am 12.12.2017

Die Automatisierung von Hafenterminals ist der Anfang eines tiefgreifenden Wandels im weltweiten Gütertransport. Wie genau sich dieser Wandel vollzieht, geht aus einer „Blitz-Licht-Analyse“ zur Zukunft der Seehäfen hervor, die die KfW Ipex-Bank im Dezember 2017 vorgelegt hat. Der Studie zufolge werden vollautonome Logistikketten und eine zunehmende Volatilität der weltweiten Handelsströme den Standortwettbewerb der Häfen neu entfachen. Sowohl Hafenbehörden als auch Containerterminalbetreiber müssten ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln, um die Chancen aus der Logistik 4.0 zu ergreifen.

Die Analysten der KfW Ipex-Bank verweisen darauf, dass die Seehafenbranche in den 1990er und 2000er Jahren eine massive Expansion der Containerverkehre zu bewältigen hatte – von 85 Millionen TEU in 1990 auf 570 Millionen TEU in 2010. Heute würden die strukturellen Veränderungen im Welthandel und die zunehmende Konsolidierung unter den Containerreedereien den strategischen Fokus der Hafenbetreiber und -behörden jedoch von der Behebung von Kapazitätsengpässen hin zur Effizienzsteigerung der bestehenden Hafeninfrastruktur verschieben.

Zur Abfertigung der größten Containerschiffe der Welt stehen im JadeWeserPort die weltgrößten Containerbrücken zur Verfügung. Die Stahlkräne des Terminalbetreibers Eurogate haben einen 69 Meter langen Ausleger, der bis zu 25 Containerreihen an Deck überspannt.

Der Wandel im weltweiten Gütertransport wird von einer Vielzahl technologischer Innovationen begleitet, die den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Akteuren maßgeblich beeinflussen wird. Drei Trends erscheinen dabei laut KfW-Analyse besonders relevant: Die Automatisierung der Terminalprozesse, ein autonomer Güterverkehr sowie die Automatisierung der Produktion inklusive additiver Fertigung. Zu den Vorreitern bei der Umsetzung dieser Trends würden voraussichtlich die chinesische Häfen und die Häfen Nordrange gehören, die über die wichtige Europa-Asien-Route miteinander verbunden sind. Den Handel noch verstärken soll künftig die Neue Seidenstraße.

Eurogate testet automatisierten Containerumschlag im JadeWeserPort

Die Automatisierung der Umschlagsprozesse von Containerterminals ist auch eine Reaktion der Hafenbetreiber auf die operativen Bedingungen, die ihnen die neuen Mega-Carrier mit mehr als 20.000 TEU-Transportkapazität abverlangen. Im deutschen Container-Tiefwasserhafen, dem JadeWeserPort in Wilhelmshaven, will der Terminalbetreiber Eurogate in einem Pilotprojekt den automatisierten Containerumschlag erproben. Dafür sollen ab 2018 zwei Containerbrücken und vier selbstfahrende Van Carrier zum Einsatz kommen. Selbstfahrende Transportfahrzeuge, teilautonome Kräne und vollautomatische Zugangskontrollen für Lkw ermöglichen laut KfW-Analyse eine effizientere Nutzung der bestehenden Hafenflächen trotz zunehmender Spitzenlast-Zeiten und Kosteneinsparungen im Betrieb.

Nachdem der Effizienzdruck im seeseitigen Wettbewerb schon weitreichende Konsequenzen für die Schifffahrt hatte, wird das autonome Fahren den Güterverkehr an Land revolutionieren, heißt es in der Analyse. Ein autonomer Güterverkehr  könnte die Transportkosten der gesamten Lieferkette um bis zu 30 Prozent reduzieren – eine Ersparnis, die jene des automatisierten Terminals um das zehnfache übersteige. Die Entscheidung der Spediteure und Reedereien, über welchen Hafen die verschiedenen Handelsströme abgewickelt werden, ist laut KfW primär von den Gesamtkosten der Transportkette abhängig. Für jeden Hafen ergebe sich daraus ein Einzugsgebiet, in dem der Hafen der effizienteste Knotenpunkt für den Warenstrom darstellt. Besonders in Europa mit seiner hohen Hafendichte in der Nordrange und im Mittelmeer seien folglich starke Veränderungen der Marktanteile zu erwarten.

 

Quellen: KfW Ipex-Bank, DVV
Fotos: © JWP, Eurogate

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