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„Dann wäre der JadeWeserPort das neue Tor zur Welt“
Veröffentlicht am 25.09.2018

Im TIEFGANG-Interview spricht Claus Freydag, Head of Ocean Freight bei DB Schenker, über die wachsenden Herausforderungen in der Seefracht, neuen Wettbewerb im Hinterlandverkehr sowie über die Vorteile des JadeWeserPorts.

Herr Freydag, DB Schenker Ocean Freight bringt täglich mehr als 5.500 Container in die Häfen der Welt. Damit zählt das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn zu den Top-Spediteuren für Seefrachtsendungen. Worauf kommt es dabei heutzutage vor allem an?
Die schnelle Kommunikation und der reibungslose Fluss sämtlicher Sendungsdaten sind mittlerweile genauso wichtig wie der eigentliche physische Transport der Waren. Exception Management ist und bleibt ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal, um bei Störungen jedweder Art innerhalb der unverändert anfälligen und komplexen Transportkette mit Kompetenz die richtigen Entscheidungen fällen zu können. Ein leistungsstarkes Netzwerk mit engagierten Mitarbeitern, die für unsere Kunden die häufig zitierte Extrameile gehen, ist der Garant für eine erfolgreiche Marktposition. Und wenn ich von einem leistungsstarken Netzwerk spreche, dann meine ich unsere globale Präsenz mit 2.000 Standorten weltweit ebenso wie die technischen Lösungen und IT-Netzwerke, die heutzutage natürlich unerlässlich sind.  

Im Hinterlandverkehr wollen sich zunehmend auch die großen Linienreedereien tummeln, um mit Door-to-Door-Services ihren Carriers-Haulage-Anteil zu vergrößern. Wie begegnet der Seefrachtchef von DB Schenker dieser Konkurrenz?
Ich sehe die Reedereien zunächst nicht als Konkurrenz. Sie sind unsere Partner, die Seefracht befördern und die Containerschiffe der Verladerschaft zur Verfügung stellen. Einige Reedereien wollen jetzt vermehrt durch Carriers-Haulage-Arrangements den Equipmentfluss besser steuern beziehungsweise enger an den Verlader herankommen. Dadurch erhöht sich die Komplexität aufseiten der Reedereien –und der Umgang mit dieser Komplexität ist seit Jahrzehnten eine wesentliche Kompetenz der Spediteure.. Lassen Sie uns hierbei nicht vergessen, dass die Reedereien keine eigenen Züge oder Lkw betreiben, sondern sich der gleichen Fuhrunternehmern oder Bahnbetreiber bedienen, mit denen wir auch zusammenarbeiten. Somit kann ich keinen echten Mehrwert für die Verladerschaft erkennen, wohl aber eine Verschlechterung der Dienstleistung. Auch wir nutzen heute mitunter Carriers Haulage. Dadurch verlieren wir die direkte Steuerung der Unternehmer, und bei Störungen kommt es zu Verzögerungen im Informationsfluss.

Neben zahlreichen Carriern streben auch viele Start-ups danach, ihren Einfluss entlang der maritimen Lieferkette auszubauen. Mit digitalen Angeboten wie Online-Frachtbörsen setzen sie zudem neue Akzente. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung – und wie halten Sie dagegen?
Es ist richtig, dass durch zusätzliche digitale Angebote fast täglich neue Unternehmungen auf der Bildfläche erscheinen. Man muss dabei aber differenzieren. Angebote eines Carriers können durchaus Einfluss auf unser Geschäft haben: So bewegt etwa die Reederei MSC schon heute weit mehr als eine Million TEU Door-to-Door und versucht nun auch, bei kleineren Kunden die gesamte Transportkette zu übernehmen. Online-Plattformen, die lediglich einen Preis vermitteln, sind schlicht ein zusätzlicher Mittelsmann, der den Prozess komplizierter macht. Die Komplexität der Transportkette mit den vielen beteiligten Akteuren und den vielfältigen Ursachen für Störungen im Standardablauf erfordert auf absehbare Zeit noch den kompetenten Spediteur, der vor Ort zum Beispiel Differenzen mit dem Zoll klärt oder bei Engpässen oder Verzögerungen alternative Transportmodalitäten abwägt, abstimmt und organisiert. All dies wird schon jetzt – und in Zukunft noch stärker – durch Algorithmen unterstützt und verbessert, aber nicht automatisiert. Um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, benötigt man weiterhin ein Netzwerk von Experten. Daher werden die meisten der Start-ups meines Erachtens auch wieder verschwinden, wenn die ersten Geldströme versiegen. Aber natürlich sind die traditionellen Speditionen gefordert, dieses Feld sehr zeitnah mit wettbewerbsfähigen digitalen Angeboten zu bestellen – und zwar in Kombination mit dem leistungsfähigen Netzwerk und der bewährten Dienstleistung. Wir gehen mit DB Schenker „Connect 4 Ocean“ jetzt speziell für die Seefracht weiter in die Offensive und werden so den Service für unsere Kunden verbessern. Ich finde das ungemein spannend und belebend!

Der JadeWeserPort ist ein Hafen der kurzen und schnellen Wege – das gilt seeseitig ebenso wie auf Straße und Schiene. Welche Vorteile bietet Deutschlands Container-Tiefwasserhafen für DB Schenker und für Verlader, die Ihre speditionellen Seefrachtleistungen in Anspruch nehmen?
Der JadeWeserPort verfügt über ausreichende Kapazitäten, um einen reibungslosen Ablauf der Transportkette zu gewährleisten. Engpässe wie etwa beim Zoll oder eine angespannte Verkehrssituation wie an anderen Hafenplätzen treten am JadeWeserPort nicht auf. Wenn die Verantwortlichen es jetzt noch hinbekommen, bei den Reedereien im Inbound jeweils der erste und im Outbound jeweils der letzte Port of Call zu werden, dann dürfte dieser modernste Hafen Deutschlands den benachbarten Häfen in wenigen Jahren den Rang ablaufen.

Was wünschen Sie sich mit Blick auf die nächsten Jahre vom und für den JadeWeserPort?
Ich persönlich denke, dass dieser einzige Tiefwasserhafen Deutschlands politisch viel mehr hätte gepusht werden müssen. Mittlerweile wurde besonders für die Fernost-Relationen eine gute Abdeckung über mehrere Allianzen erreicht. Ich wünsche mir für den JadeWeserPort, dass sich dies auch auf andere Fahrtgebiete ausweiten lässt und zusätzlich Nordamerika und LATAM bedient werden können. Dann wäre der JadeWeserPort das neue Tor zur Welt.
    

Quelle: TIEFGANG#8
Foto: Michael Neuhaus

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