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Hafenarbeiter enttäuscht von Verdi
Veröffentlicht am 03.09.2020

Der Weser-Kurier berichtet in einem Artikel vom 26. August 2020 von einer Petition der Mitarbeiter des Gesamthafenbetriebsvereins Bremen/Bremerhaven. Darin fordern sie die Gewerkschaft Verdi auf, zu zeigen, dass sie „für uns und nicht gegen uns ist“. Lesen Sie hier den vollständigen Artikel:

Eigentlich ist die Rollenverteilung klar: Die Gewerkschaft versucht, die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber dem Arbeitgeber durchzusetzen, die Mitglieder finanzieren ihre Gewerkschaft über Beiträge. Beim Gesamthafenbetriebsverein Bremen/Bremerhaven scheint dieses Zusammenspiel ins Wanken geraten zu sein. In einer Online-Petition fordern bereits mehr als 1000 Unterzeichner die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf, „endlich Stellung zu beziehen und die Sorgen, Ängste und Wut der Kollegen ernst zu nehmen. Schlussendlich bleibt sonst nichts Anderes übrig, als Verdi zu zeigen, dass das Vertrauen hin ist, und zwar mit der Kündigung der Mitgliedschaft.“ Initiator ist GHB-Mitarbeiter Steven Geibel aus Bremerhaven.

„Ich möchte erreichen, dass die Gewerkschaft wieder für uns arbeitet“, sagt der 61-Jährige. „Unsere Fragen, unsere Anregungen für sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze, unsere Wünsche werden einfach ignoriert. Das darf so nicht weitergehen.“ Und wenn Verdi diesen Unmut der Mitarbeiter nicht verstehe, „soll die Gewerkschaft sich bitte einmal mit uns an einen Tisch setzen und bitte nachfragen, wenn sie Unklarheiten hat“. Antworten bekomme sie umgehend.

„Wir können die Sorgen und Ängste der Beschäftigten verstehen“, sagt Vera Visser, Gewerkschaftssekretärin für den Fachbereich Verkehr beim Verdi-Bezirk Bremen/Nordniedersachsen. „Mit dem Zukunftskonzept beim GHB im Lande Bremen haben sich Hafenwirtschaft und Gewerkschaft zum Ziel gesetzt, den GHB und damit die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.“ In einem intensiven Diskussionsprozess seien die entsprechenden notwendigen Schritte und leider auch Einschnitte vereinbart worden. „Die Fragen und Anliegen unserer Kolleginnen und Kollegen diskutieren wir jetzt und auch zukünftig im direkten Dialog.“

Der GHB hat für Verdi eine besondere Bedeutung: Zum einen sind dort zahlreiche Mitarbeiter in der Gewerkschaft organisiert, und zum anderen ist Verdi neben verschiedenen Unternehmen der Hafen- und Logistikwirtschaft auch Träger des GHB. Der GHB vermittelt in seinem Kerngeschäft Personal an Betriebe der Hafenwirtschaft.

Gewerkschaft entpuppe sich immer mehr zu einem Arbeitgebervertreter

Laut der Petition bemängeln viele Mitglieder schon lange die „grottenschlechte“ Rechtsabteilung Verdis. Doch das sei nicht das einzige Manko. Im Rahmen des Zukunftskonzeptes für den GHB Bremen/Bremerhaven solle Verdi nun zu 50 Prozent Gesellschafter werden und die Geschäftsform vom Verein zu einer GmbH werden. Die Gewerkschaft, die die Arbeitnehmer der deutschen Seehäfen vertritt, entpuppe sich in diesem Zusammenhang immer mehr zu einem Arbeitgebervertreter, kritisiert Geibel.

Durch das neue Zukunftskonzept des GHB würden sich die Arbeitsbedingungen, für die Jahrzehnte gekämpft worden sei, verschlechtern – etwa durch eine Reduzierung des Urlaubsgelds – was auch auf die Arbeitszeitverkürzung (AZV) durch bezahlte freie Tage zutreffe, so der Initiator. Durch die Absenkung der AZV-Tage ergebe sich eine Wochenarbeitszeit von 35,3 Stunden. „Da arbeiten wir mehr als vorher. Das darf in einer modernen Arbeitswelt nicht das Ziel einer Gewerkschaft sein.“

Die Gewerkschaft solle zudem wieder über den Tellerrand gucken und alle Beschäftigten als ein gemeinsames Kollegium sehen, ganz egal, zu welchem Hafeneinzelbetrieb und Standort man gehöre. Die Petitionsunterzeichner fordern von Verdi eine Stellungnahme: „Wir sind die Basis, ohne uns läuft es nicht und vor allem: Ohne uns gibt es für Verdi den Bereich maritime Wirtschaft nicht.“ Es sei an der Zeit, umzudenken und den Hafenarbeitern der deutschen Seehäfen endlich zu beweisen, dass Verdi eine Gewerkschaft „für uns und nicht gegen uns ist“.

Zu den Unterzeichnern gehören nach Angaben von Geibel auch Hafenarbeiter aus anderen Hafenbetrieben, nicht alleine aus Bremerhaven und Bremen, sondern auch Hamburg, Lübeck und Emden. „Wir möchten auch erreichen, dass gerade auch die jüngeren Kollegen erkennen, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann“, so Geibel. „Wir liefern gute Arbeit ab, dafür wollen wir auch gut bezahlt werden.“ Als Einzelkämpfer könne man das nicht realisieren. „Das geht nur in der Gemeinschaft. Ich setze darauf, dass wir wieder mehr solidarisch auftreten und unsere Interessen vertreten und möglichst durchsetzen.“

Quelle: Weser-Kurier
Foto: bremenports

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