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Nächster Halt: Hinterland – eine Reportage
Veröffentlicht am 05.11.2015

Im Stellwerk des JadeWeserPorts wird die Gleis- und Signaltechnik für den Eisenbahnverkehr zentral gesteuert. Wir begleiten die beiden Fahrdienstleiter Fevzi Sümer und Svenja Engel bei ihrer Arbeit im JadeWeserPort – hier lesen Sie die TIEFGANG-Reportage!

Für viele Menschen hat Zufriedenheit im Job etwas mit praktischer Anwendung, mit einem konkreten Ergebnis zu tun. Für ein gutes Gefühl hilft es, wenn man am Ende des Tages sehen kann, was man geschafft oder hergestellt hat. Auch bei Svenja Engel ist das nicht anders. „Ich sehe, was ich vorher gemacht habe, wenn ein Güterzug direkt an mir vorbeifährt“, erklärt die 26-Jährige, die als Fahrdienstleiterin im Stellwerk des JadeWeserPorts arbeitet. In dem grauen Flachdachgebäude im nördlichen Hafenbereich wird die gesamte Gleis- und Signaltechnik des Eisenbahn-Hinterlandverkehrs für Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen zentral gesteuert. Das Stellwerk ist rund um die Uhr besetzt. Tagsüber arbeitet der Fahrdienstleiter mit einem Disponenten zusammen. Der Blick aus dem Fenster des Stellwerks führt über eine weitläufige Gleislandschaft mit Weichen, Signalen und dutzenden grauen, an die zehn Meter hohen Beleuchtungsmasten, die in exakten Abständen entlang der Gleise aufgestellt sind. Die 16-gleisige sogenannte Vorstellgruppe hat die Funktion eines Puffers zwischen dem Containerhafen und dem Hinterland mit Anbindung an wichtige Wirtschaftszentren in Deutschland und die Industrieregionen Nordeuropas. Bis zu zwölf Züge in Vollzuglänge können hier zeitgleich abgefertigt werden.

Mit wenigen Telefonaten und Mausklicks werden die Güterzüge sicher geordert

13.45 Uhr, 15 Minuten vor Ankunft des nächsten Güterzuges, klingelt im Stellwerk das Telefon. Ein Anruf aus Sande, dem nächstgelegenen Bahnhof. Svenja Engel und ihr Kollege Fevzi Sümer aus der Spätschicht sitzen vor einem Halbkreis aus mehreren PC-Monitoren, auf denen die einzelnen Gleise, Weichen und Bahnübergänge auf der Strecke vor der Vorstellgruppe dargestellt sind. Svenja Engel nimmt den Zug aus Sande über die elektronische Zugnummernmeldeanlage an, stellt die Signale auf grün und die im Eisenbahnerjargon so genannte Fahrstraße ein. Die Bahnübergänge an der Strecke schließen sich. Einen kompletten Güterzug mit einigen Telefonaten und Mausklicks sicher dorthin zu ordern, wo er gebraucht wird, ist die Aufgabe der Mitarbeiter im Stellwerk. Svenja Engel wurde der Job gewissermaßen in die Wiege gelegt, auch ihr Vater ist Eisenbahner. Seit der Eröffnung des JadeWeserPorts im September 2012 ist die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau nach einer halbjährigen Umschulung als Fahrdienstleiterin dabei.

Fevzi Sümer und Svenja Engel arbeiten als Fahrdienstleiter im Stellwerk des JadeWeserPorts.

Fevzi Sümer und Svenja Engel arbeiten als Fahrdienstleiter im Stellwerk des JadeWeserPorts.

Bei aller modernen Zuglenktechnik im Wilhelmshavener Stellwerk wirkt das Fernglas auf der Fensterbank des Gebäudes wie ein Relikt aus alten Zeiten des Eisenbahnbetriebes. „Um auch größere Entfernungen selbst im Blick zu haben, kann das schon hilfreich sein“, erklärt Fahrdienstleiter Fevzi Sümer. Schon in einigen Kilometern Entfernung sieht man den angekündigten Zug aus Bremen-Grolland, der wenige Minuten später in die Vorstellgruppe einfährt. Auf 600 Meter Länge postieren sich Diesellok und Waggons auf Fahrstraße Nummer 3. Obwohl der Zug unbeladen ist, hat er ein Gewicht von etwa 900 Tonnen. „Wenn Container auf dem Zug sind, kann der schon mal 1800 Tonnen wiegen“, weiß Svenja Engel, die nach der Einfahrt des Zuges mit dem Terminalbetreiber Eurogate telefoniert, um eine Einfahrerlaubnis einzuholen. Auf der sechsgleisigen Anlage für kombinierten Verkehr (KV) werden die Züge über Portalbrücken be- und entladen.

Die Be- und Entladung der Züge erfolgt auf dem Terminalgelände von Eurogate

In der Vorstellgruppe wird jetzt die Lok abgekoppelt und fährt auf einem anderen Gleis von hinten wieder an die Waggons heran. Fevzi Sümer: „So drückt die Lok den Zug nach vorn auf das Terminalgelände von Eurogate, wo er dann be- oder entladen wird.“ Draußen auf den Gleisen bestellt Lokführer Hartmut Grunewald einen Rangierführer. Ein junger Mann mit Helm und oranger Arbeitskluft postiert sich vorn auf dem ersten Waggon und rangiert den Zug per Funkkontakt mit dem Lokführer auf das Umschlaggelände. Maximal eine Stunde ist für den Rangiervorgang in der Vorstellgruppe vorgesehen, bis zu sechs Stunden sind es für den Ladevorgang bei Eurogate.

Über Portalbrücken werden die Züge be- und entladen.

Über Portalbrücken werden die Züge be- und entladen.

Neben der Aufgabe als Fahrdienstleiter ist jeweils einer der Kollegen pro Schicht auch als Notfallmanager verantwortlich. Im nächsten Karriereschritt könnte sich Svenja Engel zur Eisenbahnbetriebsleiterin ausbilden lassen. Personalführung, Schulungen und technische Innovationen wären dann ihre Aufgaben. Von ihr geleitete tonnenschwere Güterzüge würde sie dann nur noch wenige an sich vorbeifahren sehen.

 

Quelle: TIEFGANG#2

Fotos: © JWP

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