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Tradition ganz neu: Schaffermahlzeit mit Frauen
Veröffentlicht am 20.04.2015

Schaffermahlzeit und Frauen: Bisher schloss das eine das andere aus. Die Tradition der Bremer Schaffermahlzeit geht zurück bis in die Renaissance. Kaufleute, Kapitäne und Gäste pflegen dabei Beziehungen und sammeln Spenden – bisher ausnahmslos Männer. Ab jetzt dürfen auch Frauen an dem fünfstündigen Essen im Rathaus der Hansestadt teilnehmen.

Während vor dem Bremer Rathaus ein Shanty-Chor singt, steigt drinnen die Nervosität. Zwar findet die Bremer Schaffermahlzeit im Jahr 2015 bereits zum 471. Mal statt. Aber irgendwie ist alles neu und anders. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) sind als Frauen beim weltweit ältesten jährlichen Brudermahl keine Ausnahme mehr. Nach Jahren des öffentlichen Drängens hat der Ausrichter, das Haus Seefahrt, seine Statuten gelockert und die Tore für weibliche Gäste geöffnet.

Schaffermahlzeit mit Frauen: Tradition und Moderne

Die jahrelange und intensive Diskussion in Bremer Medien um das Thema Schaffermahlzeit und Frauen ist für die Ministerin heute kein Thema. Mit sichtlich guter Laune schlendert von der Leyen mit Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) und Kramp-Karrenbauer vom ehrwürdigen Haus Schütting, dem Sitz der Handelskammer, bei herrlichem Vorfrühlingswetter über den Marktplatz. Einen Augenblick lauscht sie den Shantys und trägt sich dann im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein: „Buten und binnen wagen und winnen“ – das Motto der Bremischen Wirtschaft.

Vielleicht erinnert sich von der Leyen daran, dass die Familien ihrer Mutter und ihres Vaters aus Bremen stammen und sie hier noch viele Verwandte hat. Und auch verbal hat von der Leyen noch ein kleines Gastgeschenk parat, rechtzeitig zur ersten Schaffermahlzeit mit Frauen: „Hier ist es so schön in Bremen. Bremen ist sehr bodenständig und gleichzeitig natürlich weltoffen.“

In aufreibenden weltpolitischen Zeiten bietet der Ausflug in das kleinste Bundesland für die Ministerin eine willkommene Abwechslung. Sie ist fasziniert vom Zusammenspiel von Tradition und Moderne: „Die alten Werte und die alten Riten werden gepflegt, aber die Kaufleute und die Schaffer wissen sehr wohl, dass man mit dem Puls der Zeit gehen muss.“

Heiß diskutiert: Schaffermahlzeit und Frauen

Zur viel diskutierten Frage der Bremer Schaffermahlzeit mit Frauen sind am Rathaus unterschiedliche Meinungen zu hören. Eine 80-jährige Bremerin, die mit ihrem Mann vorbeischlendert, sagt: „Ich bin dafür, dass alles so bleibt, wie es war. Ich finde es interessanter, wenn die Männer unter sich bleiben. Frauen haben auch ihre Clubs.“ Ihr Mann ist erstaunt: „Sonst kämpft sie immer für die Rechte der Frauen.“

Zwei junge Gastdamen in langen Roben könnten sich auch vorstellen, im Festsaal zu speisen. „Das ist bestimmt nett“, sagt eine. „Aber es reicht so.“ Als Partnerinnen von geladenen männlichen Gästen dürfen sie nur in einem Nebenraum Platz nehmen. Der Schaffer Ralph Geuther findet es wunderbar, dass Frauen dazu kommen: „Es wird ganz sicher auch noch weiter gehen, sodass auch Schafferinnen aufgenommen werden.“

Schaffermahlzeit von Frauen (und Schaffern) probiert

In der Küche, nur wenige Schritte von der ehrwürdigen Rathaushalle hinter der Weserrenaissance-Fassade entfernt, wird unterdessen die heiße Phase der Schaffermahlzeit eingeläutet. Zehn Köche und ungezählte Helfer werden die etwa 300 Gäste fünf Stunden lang mit einem Menü aus traditionellen Seefahrtsspeisen versorgen – und folgen dabei einem minutiösen Zeitplan.

Gourmet-Koch Stefan Madaus bleibt cool. Bevor die anderen Gäste eintreffen, testen die drei Schaffer, die alles bezahlen, gemeinsam mit ihren Frauen: Grünkohl, hier Braunkohl genannt, mit Beilagen. „Jetzt wäre noch die Möglichkeit zu sagen, es schmeckt nicht“, scherzt Madaus. „Hat aber noch nie einer gemacht.“ Auf 13 Jahre Erfahrung mit dem Schaffermahl kann der Chefkoch zurückblicken. Welche ausgefallene Speise steht heute auf dem Menü? „Stockfisch, den bestellt sonst nie jemand.“ Ministerin von der Leyen hat derweil bei erfahrenen Teilnehmern Rat eingeholt, wie die opulente Schaffermahlzeit für Frauen (und Männer) am besten zu überstehen ist. „Man hat mir geraten, langsam essen, so ein bisschen wie ein Spatz.“

 

Quelle: dpa

Foto: pixabay.com

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