Lawrence Han ist Business Director der Zhejiang Seaport (Germany) Supply Chain Management GmbH in Wilhelmshaven. Das Unternehmen setzt mit seiner Ansiedlung im Güterverkehrszentrum ein starkes Zeichen für die strategische Bedeutung von Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen als europäisches Logistikdrehkreuz. Im Interview mit dem Magazin TIEFGANG spricht Han über seine Ziele und Expansionspläne – und erklärt, was hinter dem Begriff „Sister Port“ steckt.
Herr Han, Sie sind kürzlich als erster Mieter in das neue P3-Logistikzentrum eingezogen. Wie kam es dazu?
Wir arbeiten daran, den Warenverkehr zwischen China und Europa weiter auszubauen, übrigens in beide Richtungen. Unsere Standortentscheidung basiert nicht nur auf der exzellenten Hinterlandanbindung und der Verfügbarkeit von Logistikflächen, sondern auch auf der wachsenden Bedeutung Wilhelmshavens als zukünftiges Energiedrehkreuz. So werden wir unsere neue Logistikanlage beispielsweise für das anspruchsvolle Handling von Lithium-Ionen-Batterien nutzen – die Halle ist mit ihren hohen Standards dafür ausgelegt.
In Ihrem vollständigen Firmennamen taucht auch der Begriff „Supply Chain Management“ auf. Das lässt vermuten, dass Sie am Standort Wilhelmshaven mehr planen als nur das Ein- und Auslagern von Waren.
Vollkommen richtig. Wir bieten nicht nur Lager- und Ladungsdienstleistungen für unsere Kunden an. Die Zustellung von Waren in Deutschland sowie im europäischen Hinterland gehört zu unserem Kerngeschäft. Zurzeit bauen wir zügig unser Logistiknetz auf. Wilhelmshaven spielt dabei als zentraler Knotenpunkt eine wichtige Rolle.
Können Sie uns schon ein aktuelles Beispiel für Ihr neues Netz geben?
Derzeit bieten wir unseren Kunden bereits feste Direktverbindungen von Wilhelmshaven ins Hinterland an, beispielsweise nach Budapest. So reduziert sich die Lieferzeit vom chinesischen Ningbo, einem der größten Häfen der Welt, über den JadeWeserPort zu unseren Kunden in Osteuropa auf 30 Tage. Schneller geht es kaum!
Dazu brauchen Sie starke Partner. Mit wem arbeiten Sie zusammen?
Lassen Sie mich zuvor noch erwähnen, dass wir auch als europäischer Buchungsagent für die neue Relation von Ningbo nach Wilhelmshaven, den China-Europa-Express oder kurz CEX, fungieren. Ab Mitte dieses Jahres wollen wir einen festen Fahrplan zwischen beiden Häfen anbieten – übrigens im Direktverkehr, also ohne Zwischenstopp. Zu unseren engsten Partnern gehört die Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co. KG, die nicht nur unsere Ansiedlung großartig unterstützt hat. Ebenso gute Kontakte haben wir zur Eurogate-Gruppe, die den Containerumschlag im Rahmen des CEX-Dienstes hier in Wilhelmshaven durchführt. Und nicht zuletzt ist es die Central European Trade and Logistics Cooperation Zone in Budapest, kurz CECZ. Das ist unser zentraler Logistik-Hub für den Warenhandel zwischen China und Osteuropa, der auch die Pünktlichkeit der Bahnverkehre zwischen Wilhelmshaven und Budapest einschließlich der Last Mile Delivery über die Straße sicherstellt.
Stichwort Hinterlandtransporte, deren Ausbau für Ihre Expansionspläne eine wichtige Rolle spielt: Mit welchen Unternehmen kooperieren Sie hier?
Unser Ziel ist es immer, unseren Kunden den besten Door-to-Door-Service anzubieten. Dabei spielt die Zusammenarbeit mit lokalen europäischen Dienstleistern für uns eine wichtige Rolle, hier kann ich etwa DB Cargo, Eurogate Intermodal oder die PWL-Gruppe nennen.
Ihre Muttergesellschaft vermarktet den JadeWeserPort als „Sister Port“ – was können wir uns darunter vorstellen?
Die enge Verbindung zwischen Ningbo und Wilhelmshaven fördert die Zusammenarbeit und schöpft Synergien zwischen beiden Häfen aus. Konkret heißt das: Unser Business profitiert von gemeinsamen Logistiklösungen, optimierten Routen und einem starken Markenauftritt. In der Summe führt das für unsere Kunden zu besonders kostengünstigen, aber auch hochwertigen Leistungen im Warenaustausch zwischen China und Europa. Mit der Bezeichnung „Sister Port“ positionieren wir den JadeWeserPort auf Augenhöhe mit anderen globalen Top-Häfen wie Ningbo selbst, aber auch Antwerpen oder Houston.
Abschließend noch eine Frage zu Ihrer Person. Wo haben Sie so gut Deutsch gelernt – und wie gefällt es Ihnen in Wilhelmshaven?
Ich habe an der TU Dresden mein Master-Studium absolviert. Mein Arbeitsplatz hier gefällt mir sehr gut, ich fühle mich sehr wohl in Wilhelmshaven.

Die vollständige Ausgabe des TIEFGANG#21 steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.