Die Handelskammern Bremen und Hamburg fordern in einem gemeinsamen Positionspapier eine stärkere Kooperation der norddeutschen Seehäfen, um gegen die Konkurrenz aus Antwerpen und Rotterdam zu bestehen. Zwar verhandeln die Hafenlogistikkonzerne HHLA in Hamburg und Eurogate bereits seit Mitte 2020 darüber, ihre acht Containerterminals in Hamburg, Bremen und dem niedersächsischen Wilhelmshaven in einer Gesellschaft zu bündeln. Doch bislang ist nicht einmal eine eigentlich für die Weihnachtszeit erwartete Absichtserklärung dabei herausgekommen.
„In jüngerer Zeit verlorene Marktanteile müssen zurückgewonnen und zusätzliches Wachstum für die norddeutsche Küste generiert werden“, heißt es seitens der Kammern. „Die Seehäfen Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven müssen gemeinsam in ihrer internationalen Wettbewerbsposition – vor allem gegenüber den Westhäfen Rotterdam und Antwerpen sowie dem polnischen Hafen Danzig – gestärkt werden“, schreiben die Kammern weiter.
Zudem kritisieren die Kammern der beiden Hansestädte, dass dieses Fusionsprojekt gemessen an den Problemen der Häfen zu viel Aufmerksamkeit bekomme. „Das Heil der norddeutschen Hafenpolitik kann nicht allein im Zusammengehen zweier großer Unternehmen liegen“, sagte der Präses der Hamburger Handelskammer, Norbert Aust.
Ein besonderes Augenmerk widmen die Kammern beim Thema Kosten und Preise. Es müssten „große Anstrengungen unternommen werden, um die Produktivität, insbesondere beim Umschlag, zu steigern“, verlangen sie. Beispielsweise würden in Rotterdam deutlich mehr Container pro Stunde verarbeitet als zum Beispiel in Bremen, sagte der Präses der Bremer Handelskammer, Eduard Dubbers-Albrecht. „Wenn ich Reeder bin, schau ich mir das genau an.“
„Nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen können die norddeutschen Seehäfen im schärfer werdenden Wettbewerb Marktanteile zurückgewinnen und Beschäftigung sichern“, sagt Dubbers-Albrecht. «Dazu gehören dringend Maßnahmen zur weitgehenden Automatisierung der Prozesse beim Hafenumschlag.» Für lokale Eifersucht ist zudem aus seiner Sicht kein Platz. So sei es für ihn aus Bremer Sicht kein Problem, wenn beispielsweise der relativ junge Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven auf Kosten anderer Häfen dazugewinne. „Am Ende geht es darum, den Hafenstandort Deutschland zu stärken.“
Quelle: dpa