Auf den Bahnstrecken Niedersachsens soll schon bald Wasserstoff den Diesel als Antriebsmittel ersetzen. „Coradia iLint“ heißen die Brennstoffzellen-Züge, die ab 2021 zunächst zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude in einem vollständig schadstofffreien Betrieb verkehren sollen. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), der Zughersteller Alstom und der Technologiekonzern Linde unterzeichneten jetzt die entsprechenden Verträge über die Lieferung der Züge.
Bereits im Frühjahr 2018 sollen zwei Prototypen des Brennstoffzellen-Zugs den Pilotbetrieb aufnehmen, hieß es bei der Präsentation in Wolfsburg, zu der Niedersachsens derzeitiger Verkehrsminister und künftiger Umweltminister Olaf Lies eingeladen hatte. „Ab jetzt gibt es im nicht elektrifizierten Schienenverkehr eine echte Alternative zum Dieselbetrieb“, sagte Lies. Die Anschaffung der Brennstoffzellen-Züge wird mit rund 81,3 Millionen Euro aus Landesmitteln gefördert. Produziert wird der „Coradia iLint“ im Alstom-Werk Salzgitter. Die Reichweite bei einer Tankfüllung Wasserstoff beträgt laut Hersteller rund 1000 Kilometer bei einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Die Versorgung der Züge stellt Linde stellt über eine eigene Tankstelle sicher.
Dass ein wasserstoffbetriebener Regionalzug einen Dieselzug ersetzt, ist bisher weltweit einmalig. „Wir haben den Coradia iLint in erster Linie für den deutschen Markt entwickelt, der heute 60 Prozent des europäischen Marktes für Dieselzüge ausmacht“, sagte Alstom-Sprecher Jörg Nikutta. Alle bisherigen Dieselstrecken in Deutschland könnten perspektivisch mit Wasserstoff betrieben werden. Interesse an den Brennstoffzellen-Zügen bekundet hätten bereits auch die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Aber auch international könnte das niedersächsische Pilotprojekt Schule machen. „Kundenanfragen aus europäischen Ländern, aber auch aus Kanada liegen vor“, berichtete Nikutta.
Der Antrieb mit Brennstoffzellen gilt als einfach und umweltfreundlich. Grundprinzip ist meist die Verbrennung von Wasserstoff (H2) mit Sauerstoff (O2) zu Wasser. Die erzeugte Energie treibt einen Elektromotor an. Nachteil ist, dass die Technik bisher recht teuer ist und reiner Wasserstoff oft nur durch starke Energiezufuhr von außen hergestellt werden kann. „In Zukunft müssen wir den Wasserstoff mit erneuerbaren Energien erzeugen“, sagte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Es mache keinen Sinn, die Energie etwa aus Kohlekraft zu erzeugen. Dann wäre der Auspuff nur an anderer Stelle.
Quelle: dpa
Fotos: © Alstom