Die norddeutsche Wirtschaft hat sich unlängst besorgt über den Zustand des Hamburger Hafens geäußert. Wie sieht die Zukunft von Deutschlands größtem Containerhafen aus? Dazu haben nun zwei Experten aus der Logistikbranche Stellung genommen.
Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt sagte Martin Makait, geschäftsführender Gesellschafter des auf Logistik spezialisierten Beratungsunternehmens MWP, dass Hamburg bis 2025 wahrscheinlich nicht mehr zu den Mega-Häfen zählen wird, die von den größten Containerschiffen der Welt angelaufen werden. Denn diese Megacarrier, so Makait weiter, würden dann nur noch einige wenige Tiefwasserhäfen in Europa anlaufen und dort ihre gesamte Ladung löschen. Dem Abendblatt sagte er: „Die Kapazitätserweiterungen in den Tiefwasserhäfen Rotterdam und Wilhelmshaven und die auch nach einer möglichen weiteren Elbvertiefung erschwerte Zufahrt zu Hamburg legen die Vermutung nahe, dass Hamburg nicht zu den Mega-Hubs gehören wird.“ Es sei auch nicht auszuschließen, dass der Hamburger Hafen künftig aus einigen Liniendiensten der neuen Reedereiallianzen gestrichen werde, sagte der Experte, der im Auftrag der Bundesregierung die Seeverkehrsprognose 2030 erstellt hat.
Megacarrier werden künftig nur noch zwei Häfen
in der Nordrange anlaufen
Dass Megacarrier in Zukunft nur noch wenige Häfen in der Nordrange anlaufen werden, glaubt auch Oliver Oestreich, Vorsitzender des Vereins Bremer Spediteure. Im Interview mit der „DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung“ antwortete er auf die Frage, ob sich die Häfen in Hamburg, Bremen/Bremerhaven und Wilhelmshaven künftig besser abstimmen müssen: „Wahrscheinlich schon. Denn es kommen unheimlich viele der ganz großen Schiffe in die Dienste. Die werden aller Voraussicht nach künftig nur noch zwei Häfen in der Nordrange anlaufen. Und Rotterdam dürfte einer davon sein.“ In Deutschland sei – aufgrund von Eigeninteressen und Stolz – eine Chance vertan worden, sagte Oestreich mit Blick auf das Thema Hafenkooperation. „Dabei würde es uns erheblich besser stehen, wenn da irgendetwas zwischen Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein gemeinsam entstanden wäre.“ Eine Beteiligung Hamburgs an einem möglichen Ausbau des Containerterminals im Wilhelmshavener JadeWeserPort sei aus der Perspektive des Hamburger Hafens nicht so einfach, „aber wir Spediteure können das durchaus tun“, erklärte Oestreich. Das gemeinsame Ziel wären schließlich Verladungen über deutsche Seehäfen.
JadeWeserPort kann Hamburgs verlängerte Werkbank für große Schiffe sein
Ein nationales Hafenkonzept, an dem die deutschen Containerseehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven beteiligt wären, bezeichnete auch Thomas Oppermann anlässlich seines Besuchs im JadeWeserPort als wünschenswert. Der Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der SPD war im Zuge seiner Sommerreise zu Gast in Wilhelmshaven. „Auf lange Sicht war das Projekt JadeWeserPort die strategisch richtige Entscheidung. Dem Hafen gehört die Zukunft“, sagte Oppermann, der von 1998 bis 2003 Minister für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen und Kabinettsmitglied war, als die Planungen für Deutschlands einzigen Container-Tiefwasserhafen aufgenommen wurden. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte bei dem Treffen, dass Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven künftig „als ein Voll-Service-Standort wahrgenommen“ werden müssten, um keinen Containerumschlag an Rotterdam oder Antwerpen zu verlieren. Auf den Punkt brachte es der Geschäftsführer der JWP-Marketing GmbH, Andreas Bullwinkel, in der Wilhelmshavener Zeitung: „Wir wollen Hamburgs verlängerte Werkbank für große Schiffe sein.“
Quellen: Hamburger Abendblatt, DVZ, WZ
Artikelbild: © pixabay.com
Foto unten: © Axel Biewer