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Neues Hafenkonzept NRW vorgestellt
Veröffentlicht am 14.04.2016

Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hat ein neues Hafenkonzept NRW vorgestellt. Demnach sollen die 13 bedeutsamsten Häfen des Bundeslandes zu Logistik-Drehscheiben ausgebaut werden, die neben dem Transportgeschäft zunehmend auf Veredelung von Gütern setzen. Im Einzelnen geht es um die Binnenhäfen Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich, Hamm, Köln, Krefeld, Minden, Neuss, Rheinberg, Voerde und Wesel. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen 34 Hafenvorranggebiete festgelegt werden. Diese Flächen dürfen laut Hafenkonzept nur in Ausnahmefällen anders, z.B. für Wohnraum oder Gewerbeansiedlung, genutzt werden. Wie Landesverkehrsminister Michael Groschek betonte, müsse angesichts wachsender Güterströme ein Flächen-Engpass in NRW verhindert werden. Das Hafenkonzept NRW sieht unter anderem vor, dass der Rhein und das nordrhein-westfälische Kanalnetz auch bei Niedrigwasser befahrbar sein sollen. Zwischen Dormagen und Duisburg soll der Rhein deshalb vertieft werden, wofür 200 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung stehen. Weitere 800 Millionen Euro fließen in das Kanalnetz.

Bedeutung deutscher Seehäfen für NRW nimmt zu

Wie der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mitteilt, bestätigt das neue Hafenkonzept NRW eine zunehmende Bedeutung deutscher Seehäfen für Nordrhein-Westfalen. Demnach blieben die belgischen und niederländischen Rheinmündungshäfen zwar bedeutend für NRW, aber ihr Anteil gehe zurück. NRW brauche die Westhäfen und deutschen Seehäfen gleichermaßen, zitiert der ZDS aus dem Konzept. Insbesondere das nördliche und nordöstliche NRW sei eher auf die deutschen Häfen ausgerichtet.

Binnenhäfen begrüßen neues Hafenkonzept NRW

Die Häfen in Nordrhein-Westfalen begrüßen das neue Hafenkonzept NRW. Rainer Schäfer, Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB), weist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Binnenhäfen für die nordrhein-westfälische Wirtschaft hin. NRW sei nicht nur das bevölkerungsreichste Bundesland, sondern auch eine Kernzone der industriellen Produktion in Deutschland. Daraus resultiere ein hoher Bedarf an logistischen Dienstleistungen, den 28.000 Logistikunternehmen mit rund 317.000 Beschäftigen zuverlässig erfüllen würden. „Die Binnenhäfen sind die notwendigen trimodalen Schnittstellen für Umschlag und Transport, aber auch Standort für Produktion und Logistik. Sie müssen auch in Zukunft ihre Flächen für Industrie, Güterumschlag und Logistik weiterentwickeln können“, so BÖB-Präsident Schäfer. Nordrhein-Westfalen zählt zu den stärksten Binnenschifffahrts- und Logistikregionen in Europa mit 720 Kilometern schiffbaren Wasserstraßen auf dem Rhein und den Kanälen. In 118 Häfen werden nach Zahlen des NRW-Verkehrsministeriums mehr als 120 Millionen Tonnen Güter und über eine Million Standardcontainer (TEU) transportiert und umgeschlagen.

Hafenkonzept NRW: Die Kernaussagen im Überblick

  • Die Landesregierung ist sich der herausragenden Bedeutung der nordrhein-westfälischen Wasserstraßen, Häfen, Schifffahrt und Logistik für die wirtschaftliche Entwicklung und die Verfolgung der klimapolitischen Ziele des Landes bewusst. Sie wird daher das „System Wasser“ – Wasserstraßen als Infrastrukturnetze, Häfen als Infrastrukturknoten, Binnenschifffahrt als Infrastrukturnutzer – und die Logistikwirtschaft im Hinblick auf deren Bedeutung für den Industriestandort NRW weiter stärken.
  • Nordrhein-Westfalen weist viele parallele Stärken auf – darunter ein dichtes Straßen-, Schienen- und Wasserstraßennetz sowie eine Vielzahl und Vielfalt hochwertiger Hafenstandorte mit guten Anbindungen an Straße und Schiene. Diese Voraussetzungen müssen unter veränderten und sich ändernden Rahmenbedingungen erhalten bleiben, damit auch künftig eine leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung steht.
  • Um die Binnenschifffahrt als ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Verkehrsträger zu stärken, muss angestrebt werden, dass der Emissionsbeitrag der Binnenschiffe trotz erwarteter Zunahme der Transportleistungen weiter gesenkt wird.
  • Um mittelfristig deutlich wachsende Güterströme zu bewältigen, müssen ausreichen-de Flächen für Umschlag und Logistik verfügbar sein. Dies gilt auch für Bereiche außerhalb der Häfen.
  • Eine stärkere Nutzung der Binnenschifffahrt setzt voraus, dass eine leistungsfähige Wasserstraßeninfrastruktur erhalten und – wo nötig – ausgebaut wird. Damit auch die Kanalhäfen vom Wachstum im Bereich der Containerverkehre profitieren können und so einen Beitrag zur klimaverträglichen Abwicklung des prognostizierten Güterwachstums leisten können, muss die mehrlagige Befahrbarkeit des westdeutschen Kanalnetzes erreicht werden.
  • Nur mit gut ausgebildeten Fachkräften kann die Hafen- und Logistikwirtschaft im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen. Wenn sie in Konkurrenz zu anderen attraktiven Branchen qualifizierte Fachkräfte gewinnen will, ist sie nicht zuletzt auf ein gutes Image angewiesen.
  • Die Umsetzung des Konzepts kann nur dann gelingen, wenn die jeweiligen Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zielgerichtet zusammenwirken. Dies setzt voraus, dass der Blick über regionale Grenzen hinaus gerichtet wird. Dabei sieht sich das Land in einer Moderatorenrolle.

 

Quellen: dpa, Verkehrsministerium NRW, ZDS, BÖB
Foto: © pixabay.com

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