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Foto: Nordfrost
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Nordfrost: „Potenzial des JadeWeserPort besser nutzen“
Veröffentlicht am 18.05.2021

Die Deutsche Verkehrs-Zeitung (DVZ) veröffentlichte ein Interview mit Britta und Falk Bartels, den Geschäftsführern des Tiefkühllogistikers Nordfrost, zu den Trends in der Lebensmittellogistik. Darin geben sie Einblicke in die Herausforderungen in Pandemiezeiten, in zukünftige Entwicklungen insbesondere in Hinblick auf den Klimawandel und heben die Vorteile des JadeWeserPort in Wilhelmshaven hervor, wo Nordfrost ein großes Seehafen-Terminals betreibt.

DVZ: Was war in Ihrem Geschäft die bisher außergewöhnlichste Situation während der Coronakrise, die Sie zu bewältigen hatten?

Falk Bartels: Im operativen Geschäft war eine besondere Situation für uns im Frühjahr 2020 die Zeit der Hamsterkäufe, in der die Bestellmengen im Lebensmitteleinzelhandel plötzlich durch die Decke gingen. Nach zwei atemberaubenden Wochen war der „Spuk“ im Tiefkühlbereich (TK) dann weitgehend wieder vorbei.

Hinzu kam aber der schlagartige Ausfall der Großverbraucher (GV)-Belieferung.

Britta Bartels: Ja, das erforderte ein plötzliches Umdenken und schnelle Anpassungsprozesse gerade im Sammelgutbereich unserer Transportlogistik, und zwar in Bezug auf die Gestaltung von Verkehren, benötigter Transportkapazitäten und den Personaleinsatz in den verschiedenen Bereichen. Uns als Logistiker fehlt es in diesem Bereich seit einem Jahr an Volumen und Planbarkeit.

Falk Bartels: Mit den nun bevorstehenden Lockerungen der Coronamaßnahmen kommt die Herausforderung, die Kapazitäten wieder aufzustocken, worauf wir uns gerade vorbereiten.

Wie entwickelt sich das Lebensmittellogistik-Geschäft aktuell?

Britta Bartels: Mit dem pandemiebedingten Lockdown des GV-Sektors wächst der Einzelhandel, sodass sich die nachgefragten Mengen dort expansiv entwickeln. Bei einigen Einzelhändlern laufen derzeit Anpassungen, die für Logistiker auch neue Chancen bieten. Außerdem profitieren der Onlinehandel und im TK-Bereich zusätzlich die Heimdienste. Das hat zu Verschiebungen im Absatz bestimmter TK-Produkte geführt. Während GV-Artikel weniger produziert werden und sich nur langsam drehen, werden Endverbrauchereinheiten stärker nachgefragt, wobei es vereinzelt zu Lieferengpässen gekommen ist. Wir beobachten die Ausweitung der Produktion dieser Artikel aufseiten der Industrie, was wiederum Bedarfe im Bereich der Logistik nach sich zieht. Da kamen unsere neuen Kapazitäten in Herne und in Mücke genau zur richtigen Zeit, und die gerade in Betrieb genommenen Weißbereiche im Containerhafen Wilhelmshaven ermöglichen unseren Kunden das Outsourcing von Produktionsprozessen.

Welche Einflüsse oder Trends gibt es, die nichts mit der Pandemie zu tun haben?

Britta Bartels: Innerhalb der Fleischbranche wirkt sich aktuell die Afrikanische Schweinepest unter anderem stark auf die Logistik aus. Mit den seit September 2020 wirkenden Exportstopps wichtiger Abnehmerländer in Übersee, hier besonders China, verändern sich die weltweiten Warenströme. Deutschland hat Exportvolumen verloren, was zu einem Rückgang der entsprechenden Containerverkehre führte. Andere europäische Länder wie Spanien oder Dänemark haben dagegen hinzugewonnen. Hier bräuchte die Branche mehr Unterstützung aus der Politik bei der Verhandlung mit den Exportländern in Richtung eines Regionalisierungskonzepts beziehungsweise einer Unterscheidung in Haus- und Wildschwein, um den Export von Schweinefleisch wieder anzukurbeln.

Falk Bartels: Trends erwachsen aus sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Konsumentenerwartungen. Die zunehmende Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und mehr Tierwohl schlägt sich in der Produktentwicklung nieder. Bioprodukte und vegane Artikel liegen dazu passend im Trend und wachsen. Neben Bio-Zertifikaten, über die wir im Bereich der Logistik verfügen, bezieht der Anspruch an die Nachhaltigkeit zunehmend die gesamte Lieferkette ein.

Würden Sie sagen, dass die Entwicklung immer umweltfreundlicherer Lösungen künftig die größte Herausforderung in der Lebensmittellogistik ist?

Falk Bartels: Langfristig auf jeden Fall. Kurze Wege, das Vermeiden von Leerfahrten, umweltfreundliche Transportmittel und deren clevere Kombination im kombinierten Transport sind zunehmend gefragt. Die Digitalisierung kann helfen, Kapazitäten bestmöglich zu nutzen und Reibungsverluste zu vermeiden, indem Prozesse immer besser aufeinander abgestimmt werden. Wir setzen deshalb künftig bundesweit an unseren Häusern ein mit einer Telematiklösung kombiniertes, vernetztes Hofmanagementsystem ein. Damit sind Be- und Entladeslots per Smartphone buchbar, und Planung, Prozesssteuerung und Effizienz werden unter anderem mit einer automatischen Kennzeichenerkennung in der Lkw-Zufahrtsteuerung und einem systematischen Informationsaustausch innerhalb unseres Netzes optimiert.

Kühlhäuser haben einen hohen Energiebedarf. Was unternimmt Nordfrost hier?

Britta Bartels: An unseren Logistikstandorten entwickeln wir seit langem immer neue Maßnahmen, um die Energieeffizienz zu steigern und damit den CO2Ausstoß zu drosseln. Wir nutzen modernste Technik wie Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, Brennstoffzellen beziehungsweise Fotovoltaikanlagen, wie zum Beispiel beim aktuell laufenden Erweiterungsbau in Barsinghausen. Eine Herausforderung ist jedoch, die extremen Kostensteigerungen im Energiesektor, aber auch im Bereich Bau zu stemmen.

Falk Bartels: An unserem künftigen Hafenstandort in Wesel am Niederrhein sehen wir erstmals die Möglichkeit, ein klimaneutrales Logistikzentrum zu realisieren, was im Bereich der Nachhaltigkeit allgemein die langfristige Zielsetzung ist. Dieser Hafenplatz bietet mit dem bereits gestarteten Binnenschiffsumschlag schon heute die Möglichkeit, Containertransporte auf den umweltfreundlichen Wasserweg zu verlagern und nah gelegene Nordfrost-Standorte bei Tiefkühlwaren einzubinden. Ab Inbetriebnahme unseres Kühllogistikzentrums in Wesel Anfang 2023 kommen Lkw nur noch auf der letzten Meile zum Einsatz.

Wie bewerten Sie die derzeitige Lage in der Seehafen-Logistik?

Britta Bartels: Aktuell erleben wir seit Herbst vergangenen Jahres einen allgemeinen Engpass an Schiffskapazitäten und an Container-Equipment, gerade auch im Reefer-Bereich. In der Folge gab es eine regelrechte Explosion der Seefrachtraten, was in Summe die Gestaltung von Überseeverkehren extrem erschwert. Für die im- und exportorientierte deutsche Lebensmittelbranche sind hingegen gut funktionierende Lieferketten wichtig, was leistungsfähige Containerhäfen voraussetzt. Die DVZ schrieb ja gerade erst wieder über die angespannte Abfertigungssituation in den deutschen Nordseehäfen. Abhilfe kann der Containerhafen Wilhelmshaven schaffen, denn hier sieht die Situation ganz anders aus. Unangemessene Wartezeiten kennen wir gar nicht, auch nicht in der aktuellen Lage. Im Interesse der Im- und Exporteure ist es dringend nötig, das Potenzial und die Möglichkeiten des deutschen Tiefwasserhafens inklusive erstklassiger Hinterlandanbindung viel mehr zu nutzen. Mit dem Nordfrost Seehafen-Terminal steht der Food-Branche hier zudem eine einzigartige Lebensmitteldrehscheibe mit zahlreichen tiefergehenden Dienstleistungen zur Verfügung.

Quelle: DVZ

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