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Foto: Björn Lübbe / JadeWeserPort
Behält immer den Durchblick: Ingo Winsel sorgt zusammen mit seinem Team dafür, dass jeder Container zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommt.
Foto: Björn Lübbe / JadeWeserPort
Schnelle Schiene: Die moderne Hinterlandanbindung des JadeWeserPort
Veröffentlicht am 16.10.2025

Italien und Österreich, Ungarn, Rumänien, Tschechien – und natürlich alle wichtigen deutschen Wirtschaftszentren: Über die Schiene ist der JadeWeserPort eng mit Europa verbunden. Sicher geleitet und sorgfältig sortiert wird die rollende Fracht von Ingo Winsel und seinem Team im Stellwerk für die Vorstellgruppe der Hafenbahn.

Keine Frage: Das Betriebsgebäude am nordwestlichen Rand des JadeWeserPort bietet besondere Perspektiven. Allerdings richten Ingo Winsel und sein Team den Blick zumeist auf die Wand aus Computer-Monitoren an ihrem Arbeitsplatz, statt ihn über den Jadebusen schweifen zu lassen. Der 44-Jährige ist Koordinator im Stellwerk der Hafenbahn in Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen.

24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr steuern insgesamt sieben Beschäftigte den Betrieb in der sogenannten Vorstellgruppe direkt vor ihrem Bürofenster. Dort werden die ankommenden und ausgehenden Güterzüge für den Umschlag auf dem Containerterminal sortiert, bevor sie auf den Terminalgleisen be- oder entladen werden. „Seit der JadeWeserPort an das elektrifizierte europäische Schienennetz angeschlossen ist, nimmt der Verkehr hier kräftig zu“, sagt Ingo Winsel.

Insgesamt 16 Betriebsgleise für 700 bis 800 Meter lange Ganzzüge, Abstellplätze für Lokomotiven sowie ein eigener Bereich für Gefahrgut-Waggons, Dutzende Weichen und Signale – diese Struktur der Vorstellgruppe spiegelt sich in der grafischen Darstellung auf dem zentralen Monitor am Steuerstand wider. In gelben und roten Linien ist das elektronische Stellwerk (ESTW) skizziert; jedes Signal, jede Weiche lässt sich von dort per Computermaus steuern. „Früher war die Arbeit im Stellwerk ein schweißtreibender Job“, weiß Winsel: Für jede Weichenstellung musste ein großer und schwerer Hebel umgelegt werden. Heute reicht ein Click, um einem ankommenden Zug den Weg von der Einfahrt in die Anlage bis zum Haltepunkt freizumachen. „Der Computer stellt die Weichen und Signale, wie es erforderlich ist“, erläutert Winsel. Die diensthabende Person in der Fahrdienstleitung am Steuerstand verfolgt dabei aufmerksam auf der Grafik den Ablauf: „Rot markierte Strecken sind bereits mit Waggons belegt, die gelben Abschnitte sind noch frei.“

Freie Streckenabschnitte gibt es in der Vorstellgruppe inzwischen häufig nur noch dort, wo sie betriebsbedingt notwendig sind. „Wir müssen die Waggons ja noch rangieren und auf das Terminal bringen können“, sagt Winsel. Von diesem Spielraum abgesehen ist der Container-Bahnhof auf dem JadeWeserPort inzwischen gut nachgefragt. „Über das europäische Schienennetz sind wir mittlerweile mit Österreich, Italien, der Schweiz, Rumänien sowie Ungarn und natürlich allen deutschen Wirtschaftszentren verbunden“, verdeutlicht der Koordinator den wachsenden Erfolg des Zug-Angebots. Anders als der öffentliche Personenfernverkehr gilt der Gütertransport auf der Schiene im Vergleich zur Straße als schnell und zuverlässig. Entsprechend groß ist das Interesse der Verkehrswirtschaft an einer Zusammenarbeit mit dem JadeWeserPort: 50 Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) haben sich vertraglich die Zufahrtmöglichkeit gesichert.

Abb.: Seit der JadeWeserPort an das elektrifizierte europäische Schienennetz angeschlossen ist, nimmt der Verkehr hier kräftig zu. (Foto: Björn Lübbe / JadeWeserPort

Über einen Infrastruktur-Nutzungsvertrag mit der Betreibergesellschaft des JadeWeserPort bereitet sich das eine oder andere EVU auf die zukünftige Entwicklung vor. Ein großer Teil unterhält aber bereits regelmäßige Verbindungen zwischen dem Hafen und dem In- und Ausland. Die großen deutschen Wirtschaftszentren werden mindestens drei- bis sechsmal pro Woche angefahren. Selbst so weit entfernte Städte wie Verona, Budapest oder Prag stehen mehrmals in der Woche oder sogar täglich auf dem Fahrplan, der zu den wichtigsten Instrumenten für die Arbeit im Stellwerk gehört, erklärt Ingo Winsel: „Diese Basis benötigen wir, um die Kapazitäten möglichst genau planen zu können.“

Schließlich sind weitere Partner an der Arbeit beteiligt: Der eigentliche Umschlag der Container erfolgt auf dem Eurogate-Containerterminal, im Terminal für den kombinierten Verkehr oder auf der Nordfrost-Anlage, zu der auch ein Schwerlast-Terminal gehört. Die Waggons aus der Vorstellgruppe zum Umschlagplatz zu bringen oder sie von dort wieder zurückzuholen, ist Aufgabe privater Rangierunternehmen, die die Containerzüge mit starken Diesellokomotiven hin- und herziehen. Der Umschlagbereich ist nicht elektrifiziert – aus gutem Grund: Dort werden die Container mit großen Portalkranen und Van-Carriern bewegt.

Die Rangierloks sind wahre Kraftprotze. „Die Ganzzüge, die hier verschoben werden müssen, sind bis zu 800 Meter lang und können aus 20 bis 35 Waggons bestehen“, weiß Ingo Winsel. Sie tragen 20-Fuß-Container – bis zu 56 Stück. Beim Be- und Entladen ist Geschwindigkeit gefragt: Der Slot für den Umschlag auf einem der sechs Terminalgleise ist sechs Stunden lang. Weil die Container zumeist mit etwas Vorlauf auf dem Terminal ankommen und in sogenannten Blocklägern bis zur Verschiffung abgestellt werden, muss sich kein Kunde Sorgen um eine Verspätung machen. Für die Terminal-Crews gilt allerdings Ähnliches wie für das Team im Stellwerk: Die schöne Aussicht auf den Jadebusen können sie nur selten genießen. „Dafür sind die wirtschaftlichen Perspektiven für die Kunden des JadeWeserPort umso besser“, freut sich Ingo Winsel.

Dieser Beitrag wurde dem TIEFGANG#22 entnommen. Die ganze Ausgabe können Sie hier kostenlos herunterladen.

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