Um die Hinterlandanbindung der deutschen Häfen zu verbessern, investiert die Bundesregierung 350 Millionen Euro. Das „Sofortprogramm Seehafen-Hinterlandverkehr II“ soll Engpässe im Bahnnetz beseitigen und die Kapazitäten auf stark befahrenen Strecken von und zu den See- und Binnenhäfen erhöhen. Bis 2013 hatte der Bund in einer ersten Auflage des Programms schon einmal 305 Millionen Euro in die Hinterlandanbindung der Häfen investiert.
Seit Juni 2015 werden nun bereits neun neue Projekte mit einem Volumen von 130 Millionen Euro umgesetzt, darunter zwei Baumaßnahmen am Knotenpunkt Hamburg sowie die Planung eines dritten Gleises auf einer Strecke bei Regensburg. Das geht laut dpa aus einem Schreiben von Verkehrs-Staatssekretär Enak Ferlemann hervor.
Projekte sollen bis Ende 2020 fertiggestellt sein
„Maßgeblich für die Auswahl der Projekte war die definitive Fertigstellung bis Ende 2020 sowie eine nachweisbare kapazitätssteigernde Wirkung auf den Schienengüterverkehr“, heißt es darin. Ab Frühjahr 2016 sollen demnach weitere Maßnahmen zur besseren Hinterlandanbindung der Häfen umgesetzt werden, für die aktuell „zusätzliche Prüfungen und Abstimmungen“ mit der Bahn-Tochter DB Netz AG stattfänden.
„Das Programm ist ein klares Signal, den Güterverkehr auf der Schiene zu stärken und dessen Wettbewerbskraft zu steigern“, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt, der die Umsetzung des „Sofortprogramms Seehafen-Hinterlandverkehr II“ eine wichtige Weichenstellung nannte.
Verlader fordern leistungsfähige Verkehrsanbindung
Verlader wie etwa die chemische Industrie fordern bereits seit Längerem eine bessere Hinterlandanbindung der Häfen. „Die Ex- und Importe über den Seeverkehr werden zunehmen – und damit auch die Seehafen-Hinterlandverkehre“, sagte Gerd Deimel, Sprecher der Initiative Verkehrsinfrastruktur im Verband der Chemischen Industrie (VCI), in der Kundenzeitung des JadeWeserPorts „TIEFGANG“. Investitionen in die seewärtigen Zufahrten und die leistungsfähige Verkehrsanbindung durch Schiene, Straße und Binnenwasserstraße sind laut Deimel dringend notwendig, damit sich die deutsche Industrie im internationalen Wettbewerb behaupten kann.
Die Hinterlandanbindungen der Häfen jetzt an künftige Bedarfe anzupassen, fordert das Unternehmerkuratorium Nord (UKN) unter Federführung des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertags (NIHK) in einem Brief an Bundesverkehrsminister Dobrindt. „Schon im Jahr 2010 wurden über die deutschen Seehäfen Waren im Wert von rund 360 Milliarden Euro gehandelt. Bis zum Jahr 2030 wird ein Anstieg auf über 860 Milliarden Euro erwartet“, erklärt NIHK-Präsident Gert Stuke. Die Zunahme der Verkehre von und zu den Seehäfen habe damit für die gesamte im- und exportierende deutsche Wirtschaft eine herausragende Bedeutung.
Quellen: dpa/DVV/NIHK
Foto: © Uwe Miethe/Deutsche Bahn AG