Der Warentransport auf dem Seeweg zwischen China und Deutschland wird durch eine neue, direkte Containerschiffslinie deutlich beschleunigt. Ein erster Frachter dieser Expresslinie der chinesischen Reederei Kawa Shipping erreichte den JadeWeserPort in Wilhelmshaven am Abend des 24. Januar – genau 25 Tage nach seinem Start im Hafen Ningbo und sogar einen Tag früher als geplant, wie die Marketinggesellschaft des Hafens mitteilte. Üblicherweise brauchen Frachter auf diesem Seeweg mit Zwischenstopps zwischen 30 und 40 Tage.
Diese neue Direktverbindung, genannt China-Europe-Express (CEX), sei ein Alleinstellungsmerkmal für den JadeWeserPort, sagte Marc-Oliver Hauswald, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft, vor rund 250 Gästen bei einer Veranstaltung anlässlich des Erstanlaufs. Wilhelmshaven sei der einzige nordeuropäische Containerhafen, der so eine Direktverbindung anbiete, sagte Hauswald. „Diese kurze Transferzeit, eröffnet dem JadeWeserPort die Chance, weitere logistische Netzwerke zu etablieren.“ Dazu zählten neue Bahnverbindungen etwa nach Budapest oder der Umschlag von Containern in Wilhelmshaven für den Weitertransport in andere Häfen.
Nach Angaben des Terminalbetreibers Eurogate hatte der erste Frachter, die „Kawa Ningbo“, rund 1.700 Standardcontainer an Bord. Erste Container seien noch am Abend entladen worden, sagte Michael Blach, Vorsitzender der Eurogate-Geschäftsführung. Die Ladungen versorgten die Batterieindustrie. Blach sagte, er sei zuversichtlich, dass sich die Line zu einem regelmäßigen Dienst entwickele. „Das macht keiner anderer. Der Anlauf der ‚Kawa Ningbo‘ steht für ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Asien-Europa-Verkehr.“ Gleichzeitig soll dadurch der JadeWeserPort wachsen.
Zunächst monatliche Fahrten geplant
Die Reederei Kawa Shipping will mit dem neuen Linienverkehr Märkte erschließen. „Mit dem CEX-Dienst erweitern wir unsere Geschäftstätigkeiten in Europa und bieten Verladern in der Anfangsphase zunächst eine monatliche Abfahrt zwischen Ningbo und Wilhelmshaven an“, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Maud Lau, in einer Mitteilung. Zunächst sollen Containerschiffe der Größenklasse von 2.500 Standardcontainern (TEU) eingesetzt werden.
Damit zählten diese Schiffe, wie die 200 Meter lange „Kawa Ningbo“, zu vergleichsweise kleineren Containerfrachtern. Zum Vergleich: Deutschlands einziger Tiefwasserhafen kann auch von den derzeit größten Containerschiffen mit Kapazitäten von rund 24.000 Standardcontainern unabhängig von Ebbe und Flut angelaufen werden.
Neue Linie ergänzt bestehenden Verbindungen
Das Geschäftsmodell sei es, gezielt eher kleinere Schiffe einzusetzen, erklärte Hauswald. So solle der Warentransport zwischen Europa und China möglichst schnell organisiert werden. „Schneller ist hier meines Erachtens nur das Flugzeug, was aber aus ökonomischer und ökologischer Sicht nicht ansatzweise mit diesem Dienst vergleichbar ist.“ Deshalb sei die neue Linie auch als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu bestehenden Liniendiensten etwa der Reedereien Maersk oder Hapag-Lloyd zu verstehen, die mit deutlich größeren Lademengen, aber eben auch mit Zwischenstopps Wilhelmshaven ansteuerten, sagte der Geschäftsführer.
Von der Reederei heißt es, die Transportmengen sollen schon bald auf niedrigem Niveau auf bis zu 5.000 Standardcontainer wachsen. Der Anlauf der „Kawa Ningbo“ ist zunächst ein Probeanlauf, der dazu dienen soll, Transportzeiten und die Logistik zu verbessern. Ein kontinuierlicher Fahrplan mit Abfahrten alle 14 Tage soll im Laufe dieses Jahres aufgenommen werden.
Mit einer Wassertiefe von 18 Metern, tideunabhängigem Zugang und direkter Anbindung an Autobahnen und Schienenwege bietet der JadeWeserPort optimale Bedingungen für internationale Liniendienste wie den CEX.
Hafengesellschaft von Ningbo beteiligt
Hinter der neuen Verbindung steht neben der Reederei auch die Hafengesellschaft Ningbo Zhoushan Port Group, die den Hafen in Ningbo betreibt, eine der größten der Welt. Ningbo liegt an der Ostküste Chinas, etwa 150 Kilometer südlich der Metropole Shanghai. Der JadeWeserPort unterhält nach eigenen Angaben bereits seit einigen Jahren eine Partnerschaft.
Mit einer Tochterfirma, der Zhejiang Seaport Logistics Group, hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr auf einer rund 33.000 Quadratmeter großen Fläche innerhalb des Logistikparks im JadeWeserPort angesiedelt. Die chinesische Hafengesellschaft sieht den JadeWeserPort als Logistikdrehscheibe für den europäischen Hinterlandtransport.
Neben der Verbindung über den Seeweg ist daher zusätzlich eine kontinuierliche Hinterlandanbindung geplant, und zwar per Bahn in rund 27 Stunden von Wilhelmshaven nach Budapest – eine Region, die bislang laut JadeWeserPort nicht direkt von Wilhelmshaven aus erreichbar war. Für diese Bahnverbindung soll es demnach bereits eine gute Nachfrage geben.
Niedersachsen hofft auf Umschlagwachstum
Das Land Niedersachsen sieht in der neuen Direktlinie ein Signal für das Wachstum des JadeWeserPorts. „Denn ich glaube, wir werden eine gute Auslastung dieses Angebots erreichen“, sagte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Frank Doods. Lieferketten stünden besonders im Fokus von Effizienz und Geschwindigkeit. „Da ist Verlässlichkeit und partnerschaftliches Miteinander ein hohes Gut und die Zeit ein entscheidender Faktor.“ Wilhelmshaven nehme dabei nun eine zentrale Rolle ein. „Das ist wirklich ein großer Gewinn für uns und ich bin überzeugt für beide Seiten.“
Feierliche Zeremonie schon zur Abfahrt

Bereits die Abfahrt der „Kawa Ningbo“ wurde von Feierlichkeiten begleitet. Der Frachter legte im Zuge einer feierlichen Zeremonie im Chuanshan Container Terminal des Ningbo Zhoushan Port am 30. Dezember 2024 um genau 10.18 Uhr ab – eine Uhrzeit, die in China symbolisch für Wohlstand und Erfolg steht.
Herr Tao Chengbo, Vorstandsvorsitzender der Zhejiang Seaport Group, sowie Herr Xu Bing, Assistent des Vorsitzenden der Reederei Kawa Shipping, hielten ihre Grußworte an die rund 120 geladenen Gäste auf einer Tribüne. Auf einer großen LED-Wand wurden Videobotschaften aus Deutschland übertragen: Staatssekretär des Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung Frank Doods, Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist, Michael Blach, CEO Eurogate Group und Marc-Oliver Hauswald, CEO der JWP-M, sendeten ihre Glückwünsche nach China.
Quellen: dpa/JadeWeserPort