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Maritime Berufe im Wandel: Nachwuchssorgen an Bord deutscher Schiffe
Veröffentlicht am 26.05.2016

Die Krise in der Schifffahrtsbranche, die anhaltende Ausflaggungstendenz und der Schrumpfkurs bei der deutschen Handelsflotte bringen viele martime Berufe in Bedrängnis. An Bord deutscher Schiffe sind immer weniger deutsche Seeleute, derzeit sind es noch nur rund 6000. Die Schifffahrtsbranche bangt um ihren Nachwuchs und das Know-how. Um maritime Berufe im Wandel ging es deshalb auch beim 10. Bremer Schifffahrtskongress. „Die Lage in der deutschen Seeschifffahrt ist schwierig. Das zeigt sich auch am Rückgang der Studierendenzahlen bei maritimen Studiengängen“, konstatierte Iven Krämer von der Bremer Hafenbehörde. Es gibt neue Herausforderungen, denen sich maritime Berufsbilder stellen müssen. Hier finden Sie einen Überblick über maritime Berufe im Wandel:

KAPITÄNE

Der Weg zum Kapitänspatent ist lang. Nach einem meist achtsemestrigen Studium inklusive zwei Praxissemestern bedarf es einer anschließenden mehrjährigen Fahrzeit an Bord eines Schiffes. Relativ neu ist eine Zusatzqualifikation, die auch die Jade-Hochschule in Elsfleth ins nautische Studium integriert. Dabei geht es um ein Zertifikat für das präzise Navigieren in der Umgebung von Offshore-Windparks. Doch die Ausbilder treibt eine Sorge um. Deutsches Personal sei nicht mehr so nachgefragt und die Absolventen hätten es derzeit schwer, einen Job zu finden, sagte der Dekan des Fachbereiches Seefahrt und Logistik an der Jade-Hochschule, Ralf Wandelt.

LOTSEN

In Deutschland gibt es etwa 800 Lotsen. Jedes Jahr werden rund 40 neue gebraucht. „Uns fehlt aber der Nachwuchs“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der See- und Hafenlotsen (BSHL), Kapitän Uwe Jepsen. Traditionell rekrutierte die Lotsenschaft ihren Nachwuchs aus dem Bestand an deutschen Kapitänen, die nicht mehr so lange auf See sein, sondern heimatnäher arbeiten wollten. Doch wenn es auf immer weniger deutschen Schiffen immer weniger deutsche Kapitäne gibt, wird auch diese „Reserve“ knapper. Die Lotsen erwägen darum einen neuen Ausbildungsweg, der potenzielle Berufsanwärter bereits nach dem Abitur und Fachabitur abholen und auf dem langen Weg durchs Studium und den anschließenden Stellen an Bord begleiten soll.

SCHIFFSMECHANIKER

Laut dem Verband Deutscher Reeder (VDR) sind derzeit 518 Schiffsmechaniker an Bord von deutschen Schiffen. VDR-Geschäftsführer Dirk Max Johns sprach von einem Kuriosum in der deutschen Ausbildungslandschaft, denn die überwältigende Mehrheit der Schiffsmechaniker gehe im Anschluss an die Ausbildung ins Studium. Dennoch schätzten auch die Reeder diese Kombination aus Praxis und Theorie. Im Gegensatz zum klassischen Mechatroniker hat der Schiffsmechaniker auch nautische Erfahrung und verglichen mit dem einfachen Matrosen auch großes technisches Fachwissen, wie der Geschäftsführer der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt, Holger Jäde, erläuterte. Die dreijährige duale Berufsausbildung gibt es seit 1984 in Deutschland. Sorgen macht dem Berufszweig jedoch die angekündigte Änderung der Schiffsbesetzungsverordnung, wonach Schiffsmechaniker an Bord von Schiffen unter deutscher Flagge künftig nicht mehr verpflichtend wären. Jäde befürchtet, dass sich dadurch weniger junge Leute für eine Ausbildung entscheiden, da sie ihre Zukunft als ungewiss einschätzten. Allerdings gibt der VDR zu bedenken, dass davon derzeit höchstens 124 Schiffsmechaniker betroffen seien.

GLOBALISIERUNG

Der Schifffahrt braucht man im Gegensatz zu anderen Branchen die Globalisierung eigentlich nicht zu erklären, denn Schifffahrt war von Beginn an durch internationale Handelsströme, weltumspannende Destinationen und Routen stets globalisiert. „Es ist einer der internationalsten Arbeitsmärkte überhaupt. Interkulturelle Kompetenz ist heute wichtiger als noch in den 70er oder 80er Jahren“, sagte der Studiendekan für Nautik & Seeverkehr an der Bremer Hochschule, Thomas Pawlik. Dieses sei inzwischen wichtiger Bestandteil in allen Ausbildungsgängen.

Quelle: dpa
Foto: (c) Hartmut Janetzky

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