Drei Tage lang war Berlin während der Fruit Logistica 2018 wieder die Hauptstadt für den globalen Fruchthandel. Vom 7. bis 9. Februar gaben mehr als 3100 Aussteller aus über 80 Ländern einen umfassenden Marktüberblick – und die Messe verbuchte mit 77.000 internationalen Gästen einen neuen Besucherrekord.
„Der Markt für frisches Obst und Gemüse wird immer globaler und vernetzter. Dies wiederum verändert die Art, in der Frischeprodukte von ihrem Ursprungs- zu ihrem Bestimmungsort gelangen“, sagte Rainer Münch von der Strategieberatung Oliver Wyman, der zum Auftakt der führenden Fachmesse für den globalen Fruchthandel den Branchenbericht „Disruption in der Distribution“ vorgestellt hat. Die Analyse zeigt, wie Märkte, Verbraucher, Unternehmen und Technologien die Beschaffung, den Transport und den Vertrieb frischer Produkte verändern werden. Dies ist von besonderer Bedeutung in einem zunehmend globalisierten und vernetzten Markt, wo die Nachfrage aufgrund der Bevölkerungszunahme in bestimmten Teilen der Erde sowie der gestiegenen Ausgaben für Nahrungsmittel immer größer wird.
„Die Lieferkette für Obst und Gemüse befindet sich in einem ständigen Wandel, da sie durch die Entstehung neuer Marktsegmente und die Entwicklung der Verbrauchernachfrage immer wieder neu gestaltet wird“, erklärte Münch. Immer mehr Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette – vom Erzeuger bis zum Einzelhändler – würden expandieren und sich zusammenschließen. Diese Entwicklung gehe Hand in Hand mit „einem beachtlichen Streben nach mehr Effizienz und Transparenz, unterstützt von einem scheinbar unaufhaltsamen technologischen Fortschritt.“
„Disruption in der Distribution“: Chancen und Herausforderungen für den Fruchthandel
Der Bericht prognostiziert eine Vielzahl neuer Chancen und Herausforderungen für den Fruchthandel, beispielsweise:
- Die Entstehung schnellerer und flexiblerer Vertriebsnetze, die sich durch mehr Transparenz, ausgefeiltere Prognosesysteme und in vielen Fällen durch eine engere Zusammenarbeit zwischen den Partnern in der Lieferkette auszeichnen.
- Anhaltendes Wachstum des weltweiten Online-Vertriebs von frischem Obst und Gemüse, getrieben durch gesunkene Lieferkosten, bessere Vertriebstechnologien und wachsendes Kundeninteresse.
- Weitaus größere Komplexität und höhere Erwartungen seitens der Kunden im Bereich des Außer-Haus-Verzehrs, da die Verbraucher nach immer mehr Qualität, Komfort und Vielfalt an Verkaufsstellen verlangen.
JadeWeserPort als Logistikdrehscheibe für Lebensmittel
Chancen im Frischesegment rechnet sich unterdessen auch Nordfrost aus, Deutschlands Marktführer in der Tiefkühllogistik. „Wir werden in diesem Jahr den Einstieg in die Frischelogistik vollziehen“, sagte Firmenchef Horst Bartels der DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung und kündigte an, ein flächendeckendes Frischenetz mit Lagerung und Distribution aufzubauen. Im Lagergeschäft ist Nordfrost bereits im Frischebereich aktiv. Frischelagerung kann das Unternehmen an allen 35 Standorten anbieten, da sich jedes Tiefkühllager ohne Probleme in ein Frischelager umwandeln lässt. So solle etwa das Seehafen-Terminal von Nordfrost im Wilhelmshavener JadeWeserPort mittelfristig zu einer Logistikdrehscheibe für Lebensmittel ausgebaut werden, kündigte Bartels unlängst an. Ausschlaggebend dafür, künftig neben der Tiefkühl- auch Frischelogistik anzubieten, sei die wachsende Nachfrage bei Produktgruppen wie Milcherzeugnissen, Fleisch- oder Süßwaren. Im Frischebereich wolle Nordfrost in „nicht allzu ferner Zukunft“ 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaften. 2017 machte der Frischeanteil etwa 15 Prozent des Unternehmensumsatzes aus.
Quellen: Fruit Logistica, DVZ
Fotos: © Fruit Logistica, Oliver Wyman