Die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. (WHV) fordert in einem Schreiben die neue Landesregierung Niedersachsens dazu auf, sich ernsthaft mit der Umsetzung der 2. Baustufe des JadeWeserPort zu befassen. Dabei sollte die sogenannte Deutschlandgeschwindigkeit zum Zuge kommen.
Der Hintergrund ist, dass die letzte, positiv ausgefallene Machbarkeitsstudie JadeWeserPort 2 mehr als sechs Jahre alt ist und dringend den aktuellen Entwicklungen angepasst werden muss. Die Datenbasis für Containerschiffe, Hafenumschlag und -perspektiven stamme zum großen Teil aus dem Jahr 2013, heißt es in dem Schreiben. Inzwischen sind Schiffe mit einer Ladekapazität von ca. 24.000 TEU in Fahrt. Damals wurde noch mit einem Flottenmaximum von durchschnittlich 18.000 TEU für das Jahr 2030 gerechnet. Die Reederei Hapag Lloyd hat sich, nachdem sie 12 solcher großen Schiffe geordert hatte, für den Einkauf in den Containerhafen in Wilhelmshaven entschieden.
Auch der Hafenbetreiber Eurogate handelt vorausschauend und hat beschlossen, die vorhandenen Umschlagbrücken auf die neueste Schiffsgeneration anzupassen. Die Brücken werden ab diesem Jahr sukzessive um elf Meter erhöht. Außerdem sind zwei weitere Umschlagbrücken der neuen Generation bestellt worden, um der Umschlagsentwicklung an der Jade nachzukommen.
Die Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH vermeldet indes, dass die Gewerbeflächen im Güterverkehrszentrum (GVZ) zu fast 100 Prozent vergeben bzw. Ansiedlungsvorhaben in konkreter Verhandlung sind. Eine Erweiterung der Flächen sei daher Voraussetzung für die weitere positive Entwicklung des GVZ-JW, so der WHV. Hinzu komme, dass auch dem letzten Verfechter der deutschen Häfen inzwischen deutlich wird, dass die Häfen Rotterdam und Antwerpen zunehmend mehr deutsche Importe übernehmen.
Deutsche Anstrengungen bisher gescheitert
Hamburg macht Negativschlagzeilen mit abnehmendem Containerumschlag, dem Misserfolg der sogenannten Elbeanpassung, der Verschlickung der Elbe und dem Problem der Verbringung von Baggergut aus dem Hafen bei extrem hohen Kosten. Der Schiffsstau vor den deutschen Nordseehäfen wächst weiter.
Es werde allerhöchste Zeit, dass das Land Niedersachsen sich jetzt um den weiteren Ausbau des JadeWeserPort kümmert, do der WHV. Der einzige deutsche Tiefwasserhafen, mit dem JadeWeserPort als einen gewichtigen Hafenteil, könne in vielen Belangen den oben dargestellten Entwicklungen und Engpässen Abhilfe schaffen: Er bietet kurze Fahrtstrecken zwischen offener See und dem Hafen, hält große Wassertiefen unter moderaten Bedingungen vor und bietet Perspektiven für Erweiterungen von Lager- und Bereitstellungsflächen sowie Verkehren per Bahn und Straße. Er bietet hervorragende Voraussetzungen und Möglichkeiten für die politisch gewollte Hafenkoordination und -kooperation auf den verschiedenen Ebenen, in staatlicher, betrieblicher und verkehrlicher Hinsicht.
Angesichts der derzeit noch langen Genehmigungszeiten von sieben bis zehn Jahren, sollte jetzt die Initiative ergriffen werden, die Planungen für die zweite Baustufe wiederaufzunehmen, um spätestens 2030 mit der Erweiterung am Start zu sein.