Jan Schmahl will mit OOCL zum langfristigen Erfolg des Containerhafens Wilhelmshaven beitragen. Im TIEFGANG-Interview spricht der für Nordeuropa zuständige Managing Director der Reederei über die neuen Liniendienste der Ocean Alliance am JadeWeserPort, die steigende Nachfrage der Verlader und den Ausbau der Hinterlandverbindungen.
Auf ihrer Jungfernfahrt hat die OOCL Hong Kong am 2. Juli 2017 den JadeWeserPort in Wilhelmshaven angelaufen – als einzigen deutschen Hafen. Am 16. Oktober folgte mit der OOCL Germany der nächste Mega-Carrier Ihrer insgesamt sechs Schiffe umfassenden Neubauserie. Was macht den Containerhafen Wilhelmshaven für Ihre Reederei so attraktiv?
Durch kurze, uneingeschränkte Revierfahrt, schnelle, unkomplizierte Anlegemanöver und die große Wassertiefe bietet uns der JadeWeserPort optimale Bedingungen für den Anlauf von großen Containerschiffen. Die Gewichtung dieser Faktoren bei unseren Überlegungen rund um den Einsatz unserer Schiffe steigt mit der Größe der Einheiten.
Die Frachter bieten Platz für jeweils 21.413 TEU und sind nach Transportkapazität die größten Containerschiffe der Welt. Welche Bedingungen müssen Häfen erfüllen, um mit dieser enormen Menge an Boxen und den gigantischen Schiffsmaßen von 400 Metern in der Länge und 59 Metern in der Breite zurechtzukommen?
Ein effizient operierender Hafen ist von herausragender Bedeutung, um die Liegezeiten für unsere großen Schiffe möglichst kurz und verlässlich zu halten. Optimales Equipment und gut abgestimmte Prozesse im Hafen sichern uns einen reibungslosen Abfertigungsverlauf und somit die bestmögliche Unterstützung für die Supply Chain unserer Kunden.
Seeseitig bietet der JadeWeserPort schon immer optimale Bedingungen für eine schnelle und effiziente Schiffsabfertigung und verfügt zudem über eine direkte Autobahnanbindung. Wie beurteilen Sie die Verbesserungen, die jetzt auch in der bahnseitigen Hinterlandanbindung erzielt wurden?
Zeitgleich mit dem Start unseres LL1-Dienstes haben wir mit Freude eine Reihe erheblicher Verbesserungen bei der Bahnanbindung von Wilhelmshaven begrüßen können, die die Mitglieder der Ocean Alliance entscheidend dabei unterstützt haben, diesen neuen Dienst aufzunehmen. Wir verfolgen den weiteren Ausbau der Bahnverkehre mit großen Erwartungen, denn aus unserer Sicht ist die direkte Wettbewerbsfähigkeit der bahnseitigen Hinterlandanbindung sehr wichtig für den langfristigen Erfolg des JadeWeserPorts.
Die OOCL Germany, gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff OOCL Hong Kong das derzeit größte Containerschiff der Welt, hat auf ihrer Jungfernfahrt am 16. Oktober 2017 erstmals am JadeWeserPort festgemacht. Der Mega-Carrier kann 21.413 TEU befördern und wird im LL1-Dienst der Ocean Alliance eingesetzt, der Europa mit den Häfen Shanghai, Ningbo, Xiamen, Yantian und Singapur verbindet.
Seit Mai 2017 läuft OOCL den deutschen Tiefwasserhafen einmal wöchentlich im LL1-Dienst der Ocean Alliance an. Wie hat sich die Nachfrage Ihrer Kunden seitdem entwickelt – sowohl was Export- als auch was Importverladungen angeht?
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei unserer Kundschaft bedanken, die unseren neuen LL1-Dienst via Wilhelmshaven von Beginn an sowohl import- als auch exportseitig in herausragender Weise unterstützt hat. Wir sind sehr zufrieden mit dem Start und arbeiten jetzt kontinuierlich und gezielt mit unseren Kunden daran, unseren Umschlag am JadeWeserPort weiter auszubauen.
OOCL ist das Herzstück von Orient Overseas International Limited (OOIL), deren Übernahme die chinesische Staatsreederei COSCO im Juli 2017 angekündigt hat. Gemeinsam bilden Sie die drittgrößte Containerlinienreederei der Welt …
Cosco Shipping Lines und OOIL werden zusammen mehr als 400 Schiffe mit einer Kapazität von über 2,9 Millionen TEU innerhalb eines erweiterten, gut strukturierten Netzwerks operieren. Die Kombination wird die führende Position beider Unternehmen in der Industrie weiter ausbauen. Nach Abschluss der Transaktion werden Cosco Shipping Lines und OOIL weiterhin unter ihren bekannten Markennamen operieren und Containertransport- und Logistikdienstleistungen anbieten. Indem die beiden Carrier ihre Stärken zusammenführen und Synergien nutzen, werden sie ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern, um langfristiges, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Beide Unternehmen sind Mitglieder der Ocean Alliance und werden auch weiterhin in diesem Verbund zusammenarbeiten.
Acht Reedereien haben den JadeWeserPort inzwischen fest in ihren Liniendiensten verankert. Auch die verladende Wirtschaft weiß die Vorteile des Hafens mittlerweile zu schätzen. Wie werden sich die Umschlagzahlen in Wilhelmshaven Ihrer Einschätzung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Die positive Entwicklung des JadeWeserPorts freut uns sehr, genauso wie die Tatsache, dass wir zu dieser Entwicklung beitragen können. Um diesen erfolgreichen Weg fortsetzen zu können, ist es wichtig, dass alle Beteiligten weiter aktiv und ohne Verzögerung den Ausbau von Feeder- und Hinterlandverbindungen sowie von hafenwirtschaftlichen Angeboten rund um den Container fortsetzen – und dabei die relevanten Marktteilnehmer zu den Fortschritten und neuen Angeboten gezielt ansprechen.
Sie verantworten den Bereich Nordeuropa für eine global agierende Reederei mit Sitz in Hongkong. Sollten einzelne Hafenstandorte in einem internationalen Business wie dem Containertransport aus Ihrer Sicht weiterhin um Ladung konkurrieren oder künftig besser miteinander kooperieren?
Wir verfolgen alle Entwicklungen mit großem Interesse, glauben jedoch fest daran, dass ein gesunder Wettbewerb entlang aller Glieder der globalen Supply Chain notwendig ist, um eine freie und faire wirtschaftliche Entwicklung sicherzustellen. Wir sehen es als Verpflichtung der Häfen an, jederzeit eine sowohl wettbewerbsfähige als auch reibungslose und verlässliche Ladungsabfertigung sicherzustellen.
Quelle: TIEFGANG#6
Fotos: © OOCL, Eurogate
